Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

tische Politik“ sind. Dabei bestreiten wir keinen 
Augenblick, daß wir im landläufigen Sinne des Wortes 
entent^freundlich sind. Aber wir sind es nicht, weil 
wir es sein müssen, sondern weil wir bis jetzt keinen 
Anlaß hatten, die Behauptung der Entente, ihr Haupt 
ziel sei ein Völkerbund auf der Grundlage demokra 
tischer Prinzipien, zu bezweifeln. Wir hätten aller 
dings, wenn wir uns an weniger wichtige Dinge halten 
wollten, tausend Anlässe, die Entente zu kritisieren. 
Aber man muß sich hier als Demokrat energisch auf 
den Standpunkt stellen, daß von zwei Uebeln zunächst 
einmal das größere kritisiert wenden muß. 
Der Hauptzweck unseres Blattes ist eben die Klar 
stellung der Grundfragen und Ziele dieses Krieges, 
nicht aber die Diskussion der Folge- und Neben 
erscheinungen. Wer sich die Aufgabe stellt, ehrlich 
für ein vernünftig organisiertes Europa zu kämpfen, 
der muß eben, entgegen dem Sprichwort, von zwei 
Uebeln das größere angreifen. Das ist in diesem Falle, 
so weit wir blicken können, das Gottesgnaden tum der 
Zentralmäclhte. Die Entente mag manches Unrecht in 
diesem Kriege begangen haben, im Vergleich zu den 
Zentralmäehten ist sie vom demokratischen Stand 
punkte aus das kleinere Uebel, und es hieße in die 
Allerweltsneutrialität eines Grimm verfallen, wollten 
wir das größere Uebel übersehen, das heißt, gegen die 
Entente nur um des Protestes willen protestieren. 
Wir werden also so lange entente„freunJdlich“ sein, 
als die Entente uns für die Verwirklichung demokra 
tischer Ideale eine bessere Gewähr bietet als die Zen- 
tralmäehte. Daß aber diese Ententefreundlichkeit nicht 
gleichbedeutend ist mit Deutsch/eindlichkeit, versteht 
sich von selbst. Unser Kampf gegen das Regime der 
HohemzoUera und Junker ist kein Kampf gegen (das 
deutsche Volk, sondern im Gegenteil ein Kampf für 
die Befreiung der deutschen Nation aus einem ihr 
unwürdigen Zustand. Kann jemand uns beweisen, daß 
wir uns in diesen Grundfragen des Krieges täuschen, 
dann möge er ehrlich mit uns diskutieren. Beschimp 
fungen und Verdächtigungen, wie sie gegenwärtig zu 
Dutzenden auf uns niederhageln, sind unangebracht 
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