tische Politik“ sind. Dabei bestreiten wir keinen
Augenblick, daß wir im landläufigen Sinne des Wortes
entent^freundlich sind. Aber wir sind es nicht, weil
wir es sein müssen, sondern weil wir bis jetzt keinen
Anlaß hatten, die Behauptung der Entente, ihr Haupt
ziel sei ein Völkerbund auf der Grundlage demokra
tischer Prinzipien, zu bezweifeln. Wir hätten aller
dings, wenn wir uns an weniger wichtige Dinge halten
wollten, tausend Anlässe, die Entente zu kritisieren.
Aber man muß sich hier als Demokrat energisch auf
den Standpunkt stellen, daß von zwei Uebeln zunächst
einmal das größere kritisiert wenden muß.
Der Hauptzweck unseres Blattes ist eben die Klar
stellung der Grundfragen und Ziele dieses Krieges,
nicht aber die Diskussion der Folge- und Neben
erscheinungen. Wer sich die Aufgabe stellt, ehrlich
für ein vernünftig organisiertes Europa zu kämpfen,
der muß eben, entgegen dem Sprichwort, von zwei
Uebeln das größere angreifen. Das ist in diesem Falle,
so weit wir blicken können, das Gottesgnaden tum der
Zentralmäclhte. Die Entente mag manches Unrecht in
diesem Kriege begangen haben, im Vergleich zu den
Zentralmäehten ist sie vom demokratischen Stand
punkte aus das kleinere Uebel, und es hieße in die
Allerweltsneutrialität eines Grimm verfallen, wollten
wir das größere Uebel übersehen, das heißt, gegen die
Entente nur um des Protestes willen protestieren.
Wir werden also so lange entente„freunJdlich“ sein,
als die Entente uns für die Verwirklichung demokra
tischer Ideale eine bessere Gewähr bietet als die Zen-
tralmäehte. Daß aber diese Ententefreundlichkeit nicht
gleichbedeutend ist mit Deutsch/eindlichkeit, versteht
sich von selbst. Unser Kampf gegen das Regime der
HohemzoUera und Junker ist kein Kampf gegen (das
deutsche Volk, sondern im Gegenteil ein Kampf für
die Befreiung der deutschen Nation aus einem ihr
unwürdigen Zustand. Kann jemand uns beweisen, daß
wir uns in diesen Grundfragen des Krieges täuschen,
dann möge er ehrlich mit uns diskutieren. Beschimp
fungen und Verdächtigungen, wie sie gegenwärtig zu
Dutzenden auf uns niederhageln, sind unangebracht
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