25
ganigenheit unid in der Gegenwart begangen hat. Indem
wir die Schuldfrage heute bis in ihre letzten Winkel
hinein durchleuchten und untersuchen, bereiten wir
gleichzeitig das Aktenstück vor, das den zweimal über
führten Verbrecher auch einer dritten Schuld über
führen wird. Wobei es gleichgültig ist, ob er dieses
dritte Verbrechen wirklich begehen wird oder, nach
Lage der militärischen Ereignisse, begehen kann.
Der Missetäter, der durch force majeure an der
Ausführung seiner verbrecherischen Pläne verhindert
wird, ist deshalb nicht weniger vendammenswert.
Würde Deutschland den Sieg errungen haben —, was
aber glücklicherweise, zum Glück für Europa, zum
Glück für Deutschland selbst, nicht geschehen ist und
nicht geschehen wird, — so würde es einen neuen Ge
waltzustand in Europa errichtet haben, einen schlim
meren als je zuvor, würde Iden andern Völkern einen
Eröbenerfrieden diktiert und sich selbst durch An
nexionen nach allen Seiten hin eine Vormachtstellung
geschaffen haben, die der Keim zu neuen Rüstungen,
zu neuen Unruhen, zu neuen Kriegen geworden wären.
Wenn es nach Deutschlands Willen und Macht ge
gangen wäre, hätte der Frieden uns ein schlimmeres
Europa beschert als vorher. Vor diesem Schicksal
scheint — wie die Dinge heute liegen — ein gütiges
Geschick die unglücklichen Völker bewahren zu wollen.
Der aber, der den Willen hatte, Europa — und damit
die Welt — von neuem in solches Wirrsal, in solche
unausbleiblichen Katastrophen zu stürzen, er hat
sich schon durch diesen Willen zur Tat, schon durch
den glücklicherweise mißlungenen Versuch, eines
neuen dritten Verbrechens, des Verbrechens an der
Zukunft, schuldig gemacht. Die Voraussetzung dieses
dritten Sohuldigspruches, ebenso wie des ersten und
zweiten, ist, daß die Gegner Deutschlands einen krie
gerischen Uöberfall weder je beabsichtigt, noch) ,1m
Sommer 1914 ausgeführt haben. Die Grundlage des
Schuldigspruches ist also auch hier die Feststellung:
Wer hat den europäischen Krieg gewollt, wer hat ihn
vorbereitet, wer hat ihn herbeigeführt 1 ? Wenn die
Untersuchung der SchuM’fnage uns zu dem Resultat