Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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deren. Jedenfalls haben meine Angaben den Vorteil, 
daß sie bei einigem guten Willen nackgeprüft werden 
können und daß man in Deuts chland Tausende von 
Zeugen und reichliche schriftliche Belege finden bann. 
Belgien hatte vor dem Kriege bei der Firma Krupp 
in Essen vier große, moderne Geschütze (28 Zentimeter) 
für die Befestigung von Antwerpen bestellt. Die Ge 
schütze waren Anfang 1914 fertig, ab genommen und 
völlig bezahlt und versandbereit, aber die Arbeiten an 
der Befestigung von Antwerpen waren noch nicht so 
weit fortgeschritten, daß die Geschütze auf gestellt iver- 
den konnten. Man erinnert sich vielleicht der belgi 
schen Kammerdebatten über diesen Gegenstand. Nun 
richtete die belgische Regierung an Krupp das Er 
suchen, die Geschütze einstweilen selbst noch aufzube 
wahren. Krupp willfahrte, aber ungern. Eine solche 
Aufbewahrung kommt selten vor und hat mancherlei 
Unannehmlichkeiten. Krupp tat wiederholte mündliche 
und schriftliche Schritte, um die Geschütze loszubekom 
men, die belgische Regierung erneuerte stets ihr Er 
suchen um die Gefälligkeit der Aufbewahrung und 
war sogar bereit, eine Entschädigung dafür zu zahlen. 
Es wurde immer wieder ein modus vivendi gefunden, 
der beiderseitige Standpunkt blieb unverändert, bis 
der Krieg ausbrach und das preußische Kriegsmini 
sterium diese Geschütze sofort als Beute (Wert vier 
Millionen) in Essen beschlagnahmte. 
Daraus folgere ich: Hätte die belgische Regierung 
irgendwelche bösen Absichten gegen Deutschland ge 
habt, oder sich eines deutschen Ueberfalls versehen, 
so würde sie, spätestens als der Krieg drohte, ihre 
kostbaren Geschütze an sich genommen haben, statt 
darauf zu beharren, daß sie Krupp anvertraut blieben. 
Aber ich bin nicht auf dieses eine Beispiel ange 
wiesen. Belgien unterhielt seit langem rege Verbin 
dungen mit Deutschland hinsichtlich seines Kriegs 
materials. Soweit Krupp nicht selbst an die belgische 
Regierung lieferte, arbeitete die belgische Firma 
Cockerill in Seraing und viele Staatswerkstätten in 
enger Fühlung mit Krupp (nach seinen Konstruk 
tionen, Patenten etc.; Kruppsche Teillieferungen etc.). 
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