Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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Und dabei bandelt es sieb nicht um eine Epidemie, 
die diese zahllosen Opfer erfordert: man geht an 
Hunger und an der Kälte zugrunde. Selbst diejenigen, 
die noch leben, müssen als tot betrachtet werden. 
Diese Bedauernswerten sind dazu verdammt, ein 
oder zwei Jahre nach dem Kriege zu sterben. Nur 
eine ganz kleine Anzahl Leute, die außerordentlich 
widerstandsfähig sind, werden naoh dem Kriege noch 
leben unJd arbeiten können. Dieses entsetzliche Los 
der Internierten kennt jedermann in Serbien, selbst 
die Kinder. Deshalb wird jeder, der auf Grund der 
Denunziation eines Spitzels zur Internierung verur 
teilt wird, von der ganzen verzweifelten Kamille unter 
denselben Klagen und Tränen begleitet, mit denen 
man einen Toten begleitet. Als jedoch im vergangenen 
Jahre eine Anzahl von Bauern aus der Umgebung von 
Gruja, die von den Militärbehörden zur Internierung 
verurteilt worden waren, sich zu verstecken und nicht 
auf den ersten Ruf ider Autoritäten zu hören sich er 
laubte, wurden alle diese armen Menschen, ungefähr 
vierzig Männer, standrechtlich, ohne jede Form von 
Prozedur erschossen. Ihre Häuser wurden verbrannt, 
ihr Hab und Gut zerstört und ihre Verwandten inter 
niert. 
Die bulgarische Besetzung. 
Alles was über die österreichisch-ungarische Ver 
waltung gesagt wurde, stimmt auch für diejenige 
Bulgariens mit Idem Unterschied, daß idas, was über 
Oesterreich-Ungarn gesagt wurde, in potenziertem 
Sinne für die bulgarische Verwaltung gilt. Jenseits 
der Morawa beginnt Asien. Die herrschenden Klassen 
Bulgariens haben bewiesen, daß sie, wenn auch keine 
guten Verbündeten der Türken, so doch mindestens 
ihre guten Schüler sind. Der bulgarische Teil Ser 
biens kennt keine Gerichte! Erst in allerletzter Zeit 
hat man in Nisch ein Gericht eröffnet, das für 
das ganze besetzte Gebiet in Serbien gelten soll. Es 
ist die Polizei, (die aus dem Abschaum der Bevölkerung 
sich rekrutiert und die eine unbeschränkte Macht be
	        
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