Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

denen man wehrlose Armenier, Frauen und Kinder 
feige hingemordet hat. 
Man konnte voriges Jahr (in der „Friedens-Warte“, 
November 1916) Dokumente von Deutschen lesen, die 
in Aleppo Augenzeugen der dortigen Greuel waren. 
Sie hatten an das auswärtige Amt in Berlin einen 
Protest gesandt, in dein sie die Schandtaten aufzählten, 
die Kurden und Türken dort verübt hatten, während 
die deutschen Offiziere in vorgeschriebener passiver 
Haltung dabei zusahen. Der Erlfolg dieser Petition, 
die auch als Broschüre erschien, war ihr sofortiges 
Verbot durch das deutsche Kriegspresseamt mit dem 
Hinweis: „Wir brauchen eben die Türken!“ 
Ist denn den Europäern vollständig jede Seham 
und jedes menschliche Mitgefühl durch die sogenannte 
Kultur abhanden gekommen, daß sie vor solchem 
Gemetzel stehen können, ohne mit der Wimper zu 
zucken 1 ? Hier war ja nicht die Relde von Maßregeln, 
die zum Schutz oder zur Abwehr nötig waren, sondern 
reine Mordlust, bewußtes Ausrotten eines ganzen Vol 
kes. Ein Beweis dafür, daß es den türkischen Henkern 
nicht nur darauf ankam, Todfeinde aus dem Wege zu 
räumen, sondern Menschen von Fleisch und Blut mit 
den ausgesuchtesten Martern zu Tode zu quälen, ist 
jene Broschüre, sind die Berichte der verschiedenen 
Konsuln, von denen hier der des amerikanischen 
Konsuls von Kharput vom 11. Jianuar 1915 folgen 
möge: 
„In den ersten Tagen des Juli kamen in Kharput 
die ersten Züge von Erzerum und Ersingjian an. In 
Lumpen, schmutzig*, erschöpft, krlanlk. Sie waren zwei 
Monate unterwegs gewesen, fast ohne Nahrung, ohne 
Wasser. Man gab ihnen Heu wie Tieren. Sie waren 
so erschöpft, daß sie sich darüber stürzten. Aber die 
Kurden stießen sie mit Stockschlägen zurück und 
machten einige „an Ort und Stelle nieder“. Die Türken 
schickten ihre Aerzte, um den Gesundheitszustand der 
jungen Mädchen feststellen zu lassen und die schönsten 
für ihre Harems auszuwählen. Viele aus dem un 
glücklichen Zug waren unterwegs von den Kurden
	        
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