Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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mien Deportierten, fast alles nur mehr arme Frauen 
und Kinder, sind 150,000 übrig geblieben, die anderen 
300,000 waren gleich an Ort und Stelle massakriert 
worden. Diese 150,000, die dort unter Hunger und Qual, 
ihrer Angehörigen beraubt, ihr Leben fristen, wurden 
bisher, um nicht Hungers sterben zu müssen, von den 
Amerikanern mit Lebensmitteln versorgt; aber da 
diese jetzt von ihnen abgesohnitten sind, fragt man 
sich voll Grauen: Was wird nun aus diesen Ueber- 
lebenden werden? Werden die Deutschen, die augen 
blicklich allein von allen zivilisierten Völkern noch 
Einfluß auf die Türken haben und nicht nur Einfluß, 
sondern die ganze Macht, wirklich schweigend mitan 
sehen, wie arme, zu Tode gequälte Frauen und Kinder 
langsam dahinsieohen müssen? Oder werden sie end 
lich für diese letzten Armenier helfend eins ehr eiten, 
wie es ihre äußerste Pflicht schon lange gewesen 
wäre? Hoffen wir es um des deutschen Namens willen! 
DIE SCHANDUNG DER JUGEND 
von Bruno Goetz. 
(Nummer 47, 22. September 1917.) 
Dresden. Ein löjähriger Dienstknecht und ein 13jäh- 
riges Schulmädchen hatten sich vor der Dresdener Jugend 
strafkammer zu verantworten. Beide Angeklagten entnahmen 
das Mittagessen aus der örtlichen Volksküche. Die bei der 
Vorausbezahlung erhaltenen Karten fälschten sie, indem sie 
die darauf stehende Portionszahl wegradierten und durch 
eine größere Zahl ersetzten. Als Triebfeder zu ihrer Hand 
lungsweise bezeichneten sie den Hunger, sie und ihre An 
gehörigen würden keinen Tag satt. Das Gericht verurteüte 
den Knaben zu zehn, das Mädchen zu zwei Tagen Gefängnis. 
Leipziger Volkszeitung vom 2. August. 
Auerbach im Vogtland. Da die Felddiebstähle trotz 
öffentlicher Warnungen und Strafdrohungen immer mehr 
überhand nehmen und in der Hauptsache Schulkinder als 
Täter in Frage kommen, hat die Bezirksschulinspektion ver 
fügt, daß die Strafmittel der Schule mit aller Strenge gegen 
solche Kinder in Anwendung gebracht werden. 
Leipziger Volkszeitung vom 3. August. 
Was wollen die Schänder der Jagend noch?
	        
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