Volltext: Zeit-Echo (3(1917), 1. und 2. Maiheft)

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mehr mit der Sonne einer noch so begabten Kulisse verhunzt werden kann. 
Da wir das Unmögliche durch das Mögliche nicht darzustellen vermögen, lasst 
uns wenigstens verzichten auf jede Möglichkeit. Was unvollkommen dem einen 
Sinne sich bietet, ersetzt es durch die komplementäre Figur. Stellt keine Bäume 
mehr auf: schafft Lichter und Schatten; staffiert kein Gespenst mehr: ergreifet 
Musik! Konzentriert euch in kleinste Räume auf wenigste Menschen; wo Per 
spektiven euch mangeln, erlernet den Tanz. 
Wir werden, auch ohne den Verrat von Bärten und Bäuchen, unser Antlitz 
vergeistigen zum Bilde der Welt. Kein Sturz von Millionen wird unsern Kurs 
entscheiden; der kleinste Aufwand beschwört die grösste Kraft. Ja, wir werden 
dieses Theater am Rande Europas gründen, und die Toga des toten Cäsars im 
Triumph zu unsern Häuptern schwingend, setzen wir die Inschrift: 
Bühne für Kunst, Politik und Philosophie. 
„Ich glaube, eine Zeit ist gekommen, die wieder an Stelle der Beschaulich 
keit das Inkrafttreten all ihrer geistigen Instinkte setzt. Ich glaube, sagen zu 
dürfen, dass die Bühne als Brennpunkt, als belichtetes Negativ dieser, durch die 
Langsamkeit unsres Planeten auf vielen Gebieten retardierten Bewegung 
gradezu entstehen müsste: ein vollendeter Komplex, eine unwiderrufliche Ein 
heit der willentlichen Energien, welche ihre Umwandlung in die positive Wirk 
lichkeit noch nicht erlangt hätten. Die Philosophie als höchste Verständigung 
im Reiche des Denkens aktivierte sich zu einem Gesetze des Handelns, in welchem 
Kunst und Politik, dem tätigen Geist der Menschheit am nächsten, nicht mehr 
ihre Diener, sondern ihre Schwestern geworden sind. Hier tritt die Bühne als 
Medium zwischen Philosophie und Leben; Vermittlerin der ersten und heiligen 
Ekstasen, schwebe sie helfend und wirkend über ihnen allen!“ 
* 
Die Zeitschrift ist keine bibliophile, sondern eine moralische Angelegenheit. — 
Nicht aufgenommen werden Werke irgend einer Unterhaltungsabsicht, beschrei 
bende Zeichnungen, Gedichte, Novellen und Betrachtungen, die allein der Er 
klärung und der Bildung dienen. Zur Veröffentlichung zugelassen sind nur 
fordernde Formulierungen von europäischer Gesinnung 
Die Aufsätze dieses Heftes haben den Herausgeber zum Verfasser 
Für den Inhalt verantwortlich: J&udwig <^ubmer 
Zeit-Echo Verlag Benteli A.-G., Bümpliz-Bern und Leipzig 
Druck von 2leniefi 01.-Q., Bümpliz
	        
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