Volltext: Zeit-Echo (3(1917), 1. und 2. Juniheft)

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NACH FRIEDENSSCHLUSS 
Danach wird ein Streit kommen, schrecklicher als der Weltkrieg einer 
war, jahrzehntelang. Menschenvernichtender noch, menschenbeseitigender, 
menschenleugnender. Es wird viele Generationen wegwischen aus dem 
Gedächtnis der Kommenden; Jahrhunderte von gewesenem Leben werden 
von der zärtlichen Erinnerung künftiger Geschlechter ausgeschlossen sein, 
und dermaßen nicht mehr vorhanden, wie der Moder von altem Schutt— 
einst kostbarer Besitz—achtlos verweht und verstampft wird in Staub und 
getretene Straßen. 
Aber auch schneidender, unmenschlicher, herzzereißender wird das 
sein. Denn gerade bessere Menschen, irgend hinter Verdunklungen dem 
Geistigen Nahe, werden anspringen, um zu zerfleischen. 
Es wird ein Streit sein, den das letzte Mißverständnis gegen das Zeit 
alter des Geistes kämpft. Die letzte Halbheit, die letzte Ungläubigkeit, 
das letzte, geschärfteste, verstrickt teuflischeste Aufgebot des Aberglaubens 
von Besitz und Grenzen. Die Truppen der überzeugungslos Lauen, der 
früh Zufriedenen, der Unsicheren und der halben Brüder werden den 
Kampf gegen uns aufnehmen. 
Die wahren Kameraden der neuen Zeit wissen, das die Verwirklichung 
des Geistigen sich nur in den Handlungen des freien Menschen zeigt. 
Aber die Mißverständler alle stehen auf gegen uns. Und zuletzt treten 
die Halbbrüder und Halbfeinde gegen uns vor. 
Doch es geht für den Geist. Der Geist wird Führer sein der kom 
menden Zeiten, in der hohen Selbstverständlichkeit eines Führertums, das 
nicht mehr von Persönlichkeiten abhängt. Und alles wird fallen und spuren 
los vergehn müssen, was noch Anstrengungen macht, um die Faust auf 
die Welt zu legen und von ihr Besitz zu ergreifen. 
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Wir haben nicht das Recht, uns für uns allein zu entscheiden. Wir 
müssen die lebendige Verantwortung für die andern in unserer Entschei 
dung mit übernehmen. Also nur noch entschiedener müssen wir werden. 
Unzweideutiger noch müssen wir uns in das Bekenntnis zum Absoluten 
stellen. Wir dürfen uns nicht von List oder Bequemlichkeit Vorspielen 
lassen, daß Führerschaft durch den Geist und der Weg der Unbedingtheit 
nur im Lande Niemals lägen. Jede übernationale Realität lehrt es heute 
schon besser. Galt nicht einmal das Gold als Werteinheit für eine angeb-
	        
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