Volltext: Zeit-Echo (3(1917), 1. und 2. Juniheft)

cfafut ä fa revofufion russe 1917 • 
(Edition de la revue « Demain »). Worte von Romain Rolland, P.-J. Jouve, 
Marcel Martinet, Henri Guilbeaux. Und eine jämmerliche Zeichnung von 
Frans Masereel (Abklatsch aus der augenlosesten Meunier-Epoche). 
Broschüre von dreissig Seiten, wertvoll durch die Reinheit dieser Freunde 
der russischen Revolution. Nicht ganz vermieden ist der Fehler, dass die 
Mitarbeiter aus ihrer Entfernung der russischen Revolution pathetische oder 
lyrische Ratschläge geben, und dass sie glauben zu helfen, während sie nur 
beschreiben. Die grosse Ausnahme macht Jouve (der sich in jeder neuen 
Zeile, die er veröffentlicht, als immer bedeutenderer Mensch enthüllt). Er 
findet in dem russischen Aufbruch den Weg, den Zeiger, die Aufforderung 
für uns europäische Herzen; die Verschärfung unserer eigenen Verantwortung 
und die ethische Zündung zu unseren Taten. 
Das ist wohl die einzige menschenwürdige Art, in Europa der russischen 
Revolution zu begegnen. 
* 
‘Tranfcreicßs andere ofeiie 
Man weist uns nur die Seite, die der Krieg bestrahlt. Die andere, dunkel 
verhüllt in Wut und Knirschen gegen den Krieg, zeigt uns niemand; und 
höchstens druckt ein Blatt tendenziös zurechtgerückte Zeilen der dunklen 
Gegend, um gehässig zu zeigen, wie schlecht es den Leuten geht. Wir erfahren 
nichts von „Bonnet rouge“, der Zeitung, in der ihr das Wort „boche“ ver 
geblich sucht; nichts vom minoritären „Populaire“, das heute die kriegs 
feindliche Volksmajorität hinter sich hat; nichts von den unterdrückten, immer 
wieder auferstandenen „Hommes du Jour“, der Zeitschrift, die den Mut zur 
Krieglosigkeit hatte, wie in Deutschland nur Franz Pfemferts herzhafte Zeit 
schrift „Die Aktion“ (die Ehre des Landes). Nichts erfahren wir von der unerhört 
tapferen kriegsfeindlichen Liga der französischen Volksschullehrer. 
Henry Derieux, ein junger Dichter wohl, veröffentlicht ein Buch klagender 
Verse zu diesen Tagen der Zerfleischung „En ces jours dechirants“ (Paris, 
Librairie Payot, 1917). Dazu schrieb Henry Bataille die erstaunliche Vorrede, 
die Vorrede mit Worten eines Franzosen, wie ausserhalb Frankreichs seit drei 
Jahren keine gehört wurden: 
„Simpel, einseitige Köpfe (es gibt unzählige, und sogar besonders viel unter 
den literarisch und wissenschaftlich Gebildeten) haben sich ein konventionelles 
Urbild des Dichters zurechtgemacht, als eines schäumend titanischen Gesellen, 
der aus vollen Fäusten flammende Rachestrophen um sich schmeisst. Der nationale 
Dichter — welch ekelhafter Titel! — ist eine der gedroschensten Schablonen, eines 
der dicksten Klischees jener Kriegsliteratur, die gerade etwa über zwanzig Requi 
siten und über fünfzig landläufige Ideen verfügt. — . . . 
Die Leute, die auf Grund konventioneller Ideen aus der klassischen Literatur, 
immer nach einem Homer des Schützengrabens schreien, beweisen damit ein
	        
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