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merkwürdiges Unverständnis für das irdische Phänomen, dem beizuwohnen uns
beschieden ist. — ...
Dieser Krieg ist die fürchterlichste Schmach, die je geworfen wurde auf den
Vorzug: zu leben, auf die Würde: zu denken. Wir durchschreiten eine der
schmählichsten Stunden der Geschichte. Und wenn auch kein Mensch das zu
sagen wagt, in seinem Herzen fühlt es doch jeder. — ...
Der unermessliche Marterweg unserer lieben Frau der Menschheit: der ist
die wahre Dichtung. — ...
Sicherlich wird die Literatur sich noch lange die goldene Lüge vom Kriege
wahren, die sie so schamlos verschleisst; denn dies ist die Macht der geschwollenen
Redensarten und der Gemeinplätze, dass die Menschen sich ihnen mit einer
unbegreiflichen Willfährigkeit unterwerfen.“ —
Hört. Es geht für die Menschheit. Und selbst noch der letzte Vorstadt
dramatiker, der offen für die Menschheit spricht, ist der Erde tausendmal
wichtiger, als der sogenannte tiefe Dichter, der sich verbirgt. — Aber wer
spricht so? Dieser Henry Bataille der Vorrede, sonst Lieblingsdichter der
mondänen Effekttheater, ist ein unbedingt mutvoller Mensch, der sich mit
seinem Herzen einer Legion von Blutschwätzern (beider Seiten des Draht
verhaus!) entgegenstellt. Das ist ein Mensch, der dennoch wieder bewusst genug
spricht, um uns hören zu lassen, dass er nicht allein ist, und der die zahllosen
Scharen seiner schweigenden Freunde kennt.
Dieses Wort vom Menschen wurde gedruckt und gelesen in Paris. In Frank
reich, wo man immer noch den Sprecher, der nicht dem Krieg heute zustimmt,
auf diesem hellen, weiten, rechten Ufer des öffentlichen Lebens mit allen Mitteln
einer drohenden Amtlichkeit und einer wirksamen Presse ersticken kann.
Dennoch wagte sich Bataille vor, ein Genosse der Menschheitlichen, mit
der Unverstelltheit des zweifellosesten Wortes. So ist man verpflichtet zu fragen:
Warum verkriechen sich die selbstgerechten Freiheitsmänner von Ländern,
die heute ihre Schreiber weniger zensurieren, hinter die Geheimtüren einer
anspielungsreichen Intellektual-Literatursprache? Aus Angst vor Pressungen
durch Behörden? O nein. Aus Mangel an Liebe, Mitgefühl und der einfachsten
Achtung vor der Menschheit. Aus Mangel an Teilnahme. Aber wir wollen auch
das verlegen böse Schweigen derer nicht vergessen, die verpflichtet waren zu
reden; wir wollen es nicht vergessen, dann, wenn die Welt einmal ihrer Freunde
von der lauten menschlichen Stimme gedenken wird!
*
Georg Tr. tflicotai: ‘Biofogie des {Krieges
(Verlag Orell Füssli, Zürich.)
Die vorige Nummer des 2>eH-Gcßo begrüsste Nicolais in der Aktion
erschienene Aufsätze. (Unglaublicherweise die einzige öffentliche Zustimmung
seit einem Jahr!) Jetzt sind sie im systematischen Buch da; jedem Menschen
guten (und bösen) Willens zur Verfügung. Dieses Buch wird dem kommenden
Geschlecht selbstverständlich sein. Heute darf man nur in gefasstestem Ernst