Volltext: Zeit-Echo (3(1917), 1. und 2. Juliheft)

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MENSCHEN / BÜCHER / ZEITSCHRIFTEN 
Ühr wofft es nicht gewesen sein 
ihr Geistesmetzger vom August 1914. Jahrelang habt ihr von Menschenblut 
gelebt, ihr wart Vortänzer der Kriegsmusik, ihr triebt Handel mit schmach 
voll erzwungenem Soldatenlied, ihr, Herolde der Gewalt, söget aus jedem 
Tagesbefehl eurem Dasein die Erzählung, das Drama, die Betrachtung, das 
Gedicht vom (historischen, lebenden, künftigen) Heereshelden. Jetzt, im vierten 
Kriegsjahr, leugnet ihr. Und jeder Schreier kleiner Reformen, die ihm längst 
alle Regierungen vorgeschrien haben, bläht sich plötzlich als Völkerfreund. 
In welcher Zeit lebten wir, daß die Geschöpfe, denen Vernunft gegeben 
war, öffentlich die Stimme zu erheben, daß die dem Weltmord der Vernunft 
Beifall schrien! daß sie durch die Straßen rasten und klingende Sätze auf 
den gemordeten Menschen schmissen. Die gerade, denen ihre öffentlich ge 
übte Vernunft aufgegeben hatte: brüderlich feste zu stehen; fest zu stehen 
zum Geist, gegen die Gewalt. 
Ihr wollt es nicht gewesen sein. Es soll, auf einmal, da euer Blutspiel 
verloren ist, nicht mehr wahr sein. Aber das brutale Leugnen hilft nicht. Da 
hilft nur die Tat. (Bei euch selbst, nachts im schlaflosen Zimmer oder in un- 
versehenen Träumen werdet ihr euer Leben lang euch rechtfertigen müssen vor 
Millionen Toter, gegen deren Abschlachtung ihr nichts einzuwenden hattet.) 
Ihr werdet so lang leugnen, bis ihr nie mehr vergessen könnt. Aber wir andern, 
wir außer euch, die wir Ekels voll sind vom Gericht über euch: Wir können 
auch vergessen. Eure Tat zu unserm Vergessen: Setzt auf eure Schande das 
Bekenntnis der Schande. Sprecht, denen Langmut noch die öffentliche Stimme 
ließ, offen aus, wie man euch betrog, und wie ihr — Händler sogar des Be 
trugs — weiter betröget. 
Kein Schwindel mehr mit Hinkeformen. Fordert Alles. Die Unbedingtheit, 
von der ihr wißt. 
Oder: auch jetzt noch bangt ihr um das Geschäft. Aber dann hütet euch. 
Die Gemeinschaft der Zukunft wird, selbst an ihren leichtsinnigsten Sonntagen, 
keine Kletteraffen mehr brauchen. 
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