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Romain Roffand („Tolstoj der freie Geist“): Heute ist seltener als
Heroismus, seltener als Schönheit, seltener als Heiligkeit: ein freies Ge
wissen. Frei von jedem Zwang, frei von jedem Vorurteil, von jedem Dogma
einer Klasse, einer Kaste, einer Nation. Mensch! erhebe dich, öffne die Augen,
schau! Die Freiheit des Geistes ist der höchste Besitz . . . Die grösste Ehre,
die wir den Menschen wie Tolstoj erweisen können, ist: frei zu sein wie er.
QKarcef c ]Jlartinet („In diesem Blutfrühling“) Von Sokrates zu Tolstoj
geht die Ewigkeitslegende der Helden, die nichts sind, die stets verhöhnt
und besiegt werden, und die die Welt führen ... Gläubige Flamme von Karl
Liebknecht, Romain Rolland, Pierre Monatte, — aller derer, die das Ge
wissen der Völker neu entfacht haben.
Of.-/. flouve („Tolstoj lebt in uns“): Tolstoj, Führer für die paar
Menschen, die, verloren unter den Völkern, trotz allem und gegen alles, nach
ihren schwachen Kräften den Kampf ausfechten, den heiligen Krieg, den Krieg,
der auf Liebe undVernunft sich stützt, den Krieg gegen den Krieg (Zwei Kriege 1898).
GBrenn („Zeugenschaft“): Gegen den Krieg gibt es nur eine überlegene
Macht, den Schwur, nicht Waffen zu tragen und nicht zu töten. Der Krieg
ist der Götze, den wir mit unsern eigenen Leibern bilden, und den unsere
eigene Seele mit ihrem Hauch belebt.“
c Ratascfia ostowa („Die achtzig Befreiten“): In allen kriegführenden
Ländern ist heute die Zahl derer sehr groß, die in den Gefängnissen Strafen
abbüßen, weil sie das Waffentragen verweigert haben. Und die haben viel
mehr Anhänger, als man meint, gerade mitten im Innern ihrer Volksgenossen,
die durch Zensur und Kriegsterror zum Schweigen verdammt sind.
Gfaude Xoe HUjiguet („Die Bestie“): Die Gewalt hat keine Besserungs
kraft. Was böse ist, wird nie durch sie in Gutes gewandelt. Sie hat kein
Unterscheidungsmal dafür, ob der Eine oder der Andere sie anwendet. Das
Gute muß direkt offenbart werden. Solange man sich gegenseitig die Ge
walt zuschleudert — wie einen Ball zwischen zwei erbitterten Spielern —
wird das Böse nie ein Ende nehmen. Unser schönster Sieg wird diese Einsicht sein.
Die Bestie soll nicht von uns Besitz ergreifen. ß, C R.
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Die Zeitschrift ist keine bibliophile, sondern eine moralische Angelegenheit. —
Nicht aufgenommen werden Werke irgend einer Unterhaltungsabsicht, beschrei
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Für den Inhalt verantwortlich: jQudwig QZubmer
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