Volltext: Zeit-Echo (3(1917), 1. und 2. Juliheft)

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Romain Roffand („Tolstoj der freie Geist“): Heute ist seltener als 
Heroismus, seltener als Schönheit, seltener als Heiligkeit: ein freies Ge 
wissen. Frei von jedem Zwang, frei von jedem Vorurteil, von jedem Dogma 
einer Klasse, einer Kaste, einer Nation. Mensch! erhebe dich, öffne die Augen, 
schau! Die Freiheit des Geistes ist der höchste Besitz . . . Die grösste Ehre, 
die wir den Menschen wie Tolstoj erweisen können, ist: frei zu sein wie er. 
QKarcef c ]Jlartinet („In diesem Blutfrühling“) Von Sokrates zu Tolstoj 
geht die Ewigkeitslegende der Helden, die nichts sind, die stets verhöhnt 
und besiegt werden, und die die Welt führen ... Gläubige Flamme von Karl 
Liebknecht, Romain Rolland, Pierre Monatte, — aller derer, die das Ge 
wissen der Völker neu entfacht haben. 
Of.-/. flouve („Tolstoj lebt in uns“): Tolstoj, Führer für die paar 
Menschen, die, verloren unter den Völkern, trotz allem und gegen alles, nach 
ihren schwachen Kräften den Kampf ausfechten, den heiligen Krieg, den Krieg, 
der auf Liebe undVernunft sich stützt, den Krieg gegen den Krieg (Zwei Kriege 1898). 
GBrenn („Zeugenschaft“): Gegen den Krieg gibt es nur eine überlegene 
Macht, den Schwur, nicht Waffen zu tragen und nicht zu töten. Der Krieg 
ist der Götze, den wir mit unsern eigenen Leibern bilden, und den unsere 
eigene Seele mit ihrem Hauch belebt.“ 
c Ratascfia ostowa („Die achtzig Befreiten“): In allen kriegführenden 
Ländern ist heute die Zahl derer sehr groß, die in den Gefängnissen Strafen 
abbüßen, weil sie das Waffentragen verweigert haben. Und die haben viel 
mehr Anhänger, als man meint, gerade mitten im Innern ihrer Volksgenossen, 
die durch Zensur und Kriegsterror zum Schweigen verdammt sind. 
Gfaude Xoe HUjiguet („Die Bestie“): Die Gewalt hat keine Besserungs 
kraft. Was böse ist, wird nie durch sie in Gutes gewandelt. Sie hat kein 
Unterscheidungsmal dafür, ob der Eine oder der Andere sie anwendet. Das 
Gute muß direkt offenbart werden. Solange man sich gegenseitig die Ge 
walt zuschleudert — wie einen Ball zwischen zwei erbitterten Spielern — 
wird das Böse nie ein Ende nehmen. Unser schönster Sieg wird diese Einsicht sein. 
Die Bestie soll nicht von uns Besitz ergreifen. ß, C R. 
* 
Die Zeitschrift ist keine bibliophile, sondern eine moralische Angelegenheit. — 
Nicht aufgenommen werden Werke irgend einer Unterhaltungsabsicht, beschrei 
bende Zeichnungen, Gedichte, Novellen und Betrachtungen, die allein der Er 
klärung und der Bildung dienen. Zur Veröffentlichung zugelassen sind nur 
fordernde Formulierungen von europäischer Gesinnung. 
Für den Inhalt verantwortlich: jQudwig QZubmer 
Zeit-Echo Verlag Benteli A.-G., Bümpliz-Bern und Leipzig 
Druck von 2lentefi fl.-Q., Bümpliz
	        
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