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£ffans Siemsen:
WARTET NICHT LÄNGER
I.
99 % aller Kriegsgegner, aller Kriegsfreunde, aller Überrumpelten, Über
raschten, Überrannten, 99°/o derer die für Europa und gegen Grenzen
sind, für Recht und gegen Macht, für Gott und gegen diese Welt, gegen
diese, aber für eine andere Welt, 99 °/ 0 aller anständigen Leute, 99°/ 0 aller
Kameraden toben seit drei Jahren, solange der Krieg, der sie tot — und
wach geschlagen, dauert. Täglich enden ihre Betrachtungen, Erkenntnisse
und Programme mit dem Satz: „Also, wenn der Krieg vorbei ist“,
oder „Wartet wenige Tage; dann ruht die hellste Drommete. Der Friede
ist geschlossen. Der Krieg beginnt.“
Euch allen, liebe Freunde, keinen Hohn, keinen Vorwurf! Haben wir
nicht alle uns selber täglich entgegengehöhnt: „Feigling! machtloser, über
tölpelter von Ministern, Viehhändlern und Feldwebeln, übertölpelter, über
raschter, ausgelachter, kommandierter Schwächling!“ Dieser Hohn war
bitter, aber unnütz. Da einsam sich erschießen zu lassen noch schwäch
licher gewesen wäre, als zu schweigen, und zu leiden. Ich war so schwach,
so hilflos und unglücklich wie Ihr. Kein Vorwurf also, nichts was Euch
kränken könnte!
Aber ein Zuruf: Wacht auf! Seht um Euch! Unsere Zeit ist ge
kommen. Worauf Ihr gewartet, das ist geschehen. Der Krieg ist beendet.
Unser Kampf muß beginnen!
II.
Der Krieg der anderen ist beendet. Der Krieg in dem wir machtlos
waren, der Krieg den die anderen, unsere Gegner vorbereitet, gewollt,
berechnet, geführt haben und führen. Die Chauvinisten, die All-Männer,
die Militärs, die Regierungen, Kaufleute, unsre nichtsozialistischen Politiker,
die Mächtigen und Machtgierigen, die Monopolisten des gesetzlich geschütz
ten Unrechts. Die, deren Reich von dieser Welt ist. Von dieser Welt, die
wir nicht anerkennen, die wir bekämpfen und die wir ändern wollen und
werden.
Sie haben im Kriege durch den Krieg nicht anders und nicht heftiger
gegen uns und unsere Welt gekämpft als vor dem Kriege. Aber sie haben
durch ihren Krieg mehr als uns untereinander sich selbst zerfleischt. Sie