18
Fremder:- Warum geht es nicht?
Bauer: Eben darum.
Fremder: Warum denn nicht?
Bauer: Darum, weil die Obrigkeit die Macht hat.
Fremder: Ja, aber die Obrigkeit besitzt die Macht deshalb, weil ihr
gehorcht. Gehorcht ihr den Vorgesetzten nicht, so gibt es auch keine Obrigkeit.
Bauer (schüttelt den Kopf): Ei Wunder, was du da redest. Wie
war denn das ohne Obrigkeit? Es geht nicht ohne Obrigkeit.
Fremder; Gewiß geht es nicht. Aber wen hältst du für deine Obrig
keit: den Polizeigewaltigen oder Gott? Wem willst du gehorchen: der
Polizei oder Gott?
Bauer: Welche Frage! Über Gott geht nichts. Zu allererst gilt,
nach Gottes Gebot leben.
Fremder: Dann muß man aber Gott gehorchen, nicht den Menschen.
Wenn aber einer nach Gottes Gebot lebt, so wird er keinen Menschen
von irgend einem Stück Land vertreiben, wird nicht Feldhüter oder
Gendarm werden, wird keine Steuern eintreiben, und wird vor allem
nicht Soldat werden, er wird’s nun einmal nicht, denn er kann sich nicht
darauf vereidigen lassen, Menschen zu töten.
Bauer: Aber die Popen? Sie müssen’s doch wissen, daß es nicht
nach dem Gesetz zugeht, warum lehren sie nicht, wie es sein sollte ?
Fremder: Das weiß ich nicht. Sie tuen das ihrige, tu du das deine.
Bauer: Ja, ja, die Popen mit ihren langen Mähnen . . .
Fremder: Das ist nicht recht von dir. Anstatt andern Schuld zu
geben, sollte jeder erst an sich denken.
Bauer: Das ist wahr.
(Langes Schweigen. Der Bauer schüttelt den Kopf und lächelt vor
sich hin.)
Bauer: Du meinst also, wenn wir mit vereinten Kräften alle auf
einmal losgingen, dann würde das Land uns gehören und wir hätten
keine Steuern zu zahlen?
Fremder: Nein, Bruder, das meine ich nicht. Ich meine nicht, daß
nach Gottes Gesetz leben heiße, uns soll das Land gehören und wir
brauchen keine Steuern zu zahlen; sondern ich meine, daß unser Leben
nur deshalb so schlecht ist, weil wir selbst es schlecht führen. Würden
wir göttlich leben, so gäbe es auch kein schlechtes Leben. Wie unser
Leben aussehen würde, wenn wir nach dem Gesetz Gottes lebten, das
weiß Gott allein, aber ganz gewiß würde es dann kein schlechtes Leben