5
II.
„Ca y est, ma femme me fait mettre tout nu, tout nu
tout comme le petit Jesus.“
Chanson parisien.
Dada ist also auch eine Tätigkeit, es ist sogar
die exponierteste und anstrengendste Tätigkeit, die
es gibt. Dada hat für seine Aktivität ein kulturelles
Gebiet gewählt, obwohl es ebensogut als Uebersee-
kaufmann, Börsianer oder Kinokonzerndirektor hätte
auftreten können. Es hat das kulturelle Gebiet nicht
aus der Sentimentalität heraus gewählt, die den „gei
stigen Werten“ einen Höchstrang innerhalb der über
kommenen Werteklimax zuweist. Die große Mehr
zahl der Dadaisten kennt „die Kultur“ aus den Be
rufen des Schriftstellers, Journalisten, des Künstlers.
Der Dadaist hat eine eingehende Erfahrung darüber
zusammengebracht, wie „Geist“ gemacht wird, er
kennt die gedrückte Lage des geistigen Produzenten,
er hat mit den vielgedruckten Geistschmusern und
Manulescus unter den Schreiblingen jahrelang an
einem Tisch gegessen, die tiefsten Geheimnisse und
die Geburtswehen der Kulturen und der Moralen hat
er sich angesehen. Dada macht eine Art Anti-Kultur-
Propaganda, aus Ehrlichkeit, aus Ekel, aus tiefstem
Dégoût vor dem Erhabenheitsgetue des intellektuell
approbierten Bourgeois. Da Dada die Bewegung
ist, das Erlebnis und die Naivität, die Wert darauf
legt, „bon sens“ zu besitzen — einen Tisch für einen
Tisch und eine Pflaume für eine Pflaume zu halten,
A
da Dada die Beziehungslosigkeit gegenüber allen