138
wüßten sie nichts, sammeln sich auf dem Kaiser-Frie-
drich-Platz. Heil! Heil! Der Himmel zerbarst und
die Flöte zerbrach, noch ist nicht aller Nächte Morgen,
noch ist nicht das Aequinoctium des Reisebureaus.“
Der Herr neben mir sagte: Sie dürfen nicht glauben,
daß hinter dem Dadaismus der geringste Sinn steht.
Diese Menschen sind sehr schlaue Betrüger, die sehr
wohl wissen, daß der Unsinn die Leute anlockt, und
die ihnen auf diese gerissene Weise das Geld aus der
Tasche ziehen. Sehen Sie doch nur, der Kerl lacht
ja selbst, daß ihm die Tränen aus den Augen kom
men.“ Jetzt entrüstete sich eine junge Dame. „Er
lacht nicht“, fistelte ihr Stimmlein, „das ist ehr
liche Begeisterung. Ich habe die Dadaisten in Dres
den gesehen, als man Stühle auf ihnen zerhieb und
Pianos nach ihrem Kopf abschoß. Dada sein, heißt
tapfer sein.“ Der Priester in seinen violetten Unter
hosen begann, sich auf dem Boden herumzuwälzen.
Ein Trottoir roulant kam mit der Primadonna vom
Métropolitain Opera-house, die auf ihren eigenen
Beinen den Ragtime „Le délice“ zu pfeifen wußte, —
man konnte es kaum ohne Erröten und Rührung mit
ansehen. Die Seekühe kamen ganz nahe heran, als
wollten sie aus der Hand fressen, und die ungeheu
ren grünen Lazerten, die an den Decken zwischen den
Phiolen und Retorten hingen, begannen sich wie Ven
tilatoren zu drehen. Es war jene Treibhausluft und
Ventriloque-Stimmung, von der Capasses in seinem
berühmten Roman „Chevilles“ so manches bedeutende
Wort sagt. Ohne, daß ich es bemerkte, war Geheim-