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leistung, Kompensation und Verständigung, und der darum durch
einfache Eroberung nie gesichert werden kann. Gewalt vermag hier
bestenfalls Augenß[icftserfofge zu schaffen, die dann infolge der mora
lischen Erschütterung aller festen Verhältnisse die schwersten Rück
schläge hervorrufen würden. »Ausdehnung« ist heute »Export«, dieser
aber setzt doch einen fremden Hafen voraus, in dem er zum »Import«
wird. Dieser Import kann aber nicht einfach »erobert« werden, er be
darf des Entgegenkommens, der Sympathie, der berechenbaren Be
ziehungen, und er kann wiederum nur durch Export in sein Ursprungs
land bezahlt werden. Die drohenden Kriegsflotten haben darum der
wirklichen nationalen Ausdehnung aller beteiligten Völker zweifellos
mehr geschadet als genützt. Sie haben uns alle dazu verführt, die
wahren Bedingungen und Sicherungen wirtschaftlicher Ausdehnung
ganz zu übersehen oder verhängnisvoll zu unterschätzen. Schade um
all das Geld, die Technik und die Menschenkraft, die auf alle die
Dreadnoughts verwandt worden ist/ hätte man auch nur ein Viertel
soviel Geld, Gehirn und Organisationskraft auf Verständigungs
aktionen verwendet, wir wären heute weiter mit der wirklichen Aus
dehnung, und wir hätten große berechenbare Horizonte für die wirt
schaftliche Expansion. Wer weiß, wie lange jetzt der Druck der Völker-
entfremdung und alle daraus folgende Unsicherheit der Weltlage läh
mend auf dem Unternehmungsgeiste lasten wird. Jedenfalls kann nur
die gründlidiste Abkehr von der einseitigen Nationalpolitik jene Weit—
krisis einigermaßen abkürzen.