Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

MARTIN BUBER: 
AUS EINEM RUNDSCHREIBEN 
VON OSTERN 1914 
Springe um neue Bürger, 
Springe um Themis die schone, 
(Gesang der Kureten an den jungen Zeus) 
Die einzige Macht, die einer ridhtungslosen Menschheit gegen« 
überzutreten vermag, ist die Macht der Richtung. 
In dem Zeitalter herrscht das Fiktive, das heißt: das aus 
Meinung und Rechnung Lebende, Es gilt ihm entgegen die 
Autorität des Wirklichen als des aus dem Weltsinn Lebenden 
aufzurichten. 
Die Signatur des Fiktiven ist, daß jeder etwas anderes und 
keiner das Eine will. Das Fiktive kann sich nur in der Diaspora 
> des Menschentums behaupten. Wenn zehn Menschen das Eine 
wollen und sich vereinigen es zu tun, ist die Diaspora zu Ende, 
Und jene alle, von denen jeder etwas anderes will, rühren den 
Planeten nicht um einen Zoll, aber die Zehn reißen ihn aus 
seiner Bahn: in ihre Richtung. 
Richtung ist Wahrheit nicht in Formeln, sondern im Willen. 
Bei ihr allein ist Entscheidung und Wende. 
Es genügt das Eine und nichts als das Eine zu wollen, um 
das Fiktive zu erschüttern,- es genügt das Wirkliche in seiner 
Autorität aufzurichten, um das Fiktive niederzuwerfen. Aber 
das bedeutet nicht, daß »es von selbst komme«,- sondern aus 
der Wahrheit im Willen. 
Mischet die an »Geist« reichsten Leute des Zeitalters zu« 
sammen, lasset sie sich Wochen, Monate lang über die wesent« 
liehen Fragen unterreden, und es wird nichts als »Geist« her« 
vortreten, »Geist« zur Genüge, »Geist« zur Sättigung und 
Übersättigung, doch keine Entscheidung. Aber lasset einige
	        
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