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So läßt sich, bevor man die Welt der Unterschiede kennt, über ihre
Möglichkeit dieses unverbrüchliche Gesetz aussprechen, daß sie, um
nur sein zu können, ihr eigenes Widerspiel wird sein müssen: denn
gegen jede Vereinzelung, die nicht ihren Widerpart bei sich führt, er*
hebt das Nichts, als der Sachwalter des unverletzlich Allgemeinen,
seinen unwiderstehlichen Einspruch. Soll dieses eigentlich untrennbar
innig Allgemeine, aus eigenem schöpferischen Überdrang, sich trennen,
vereinzeln, besonders erscheinen,- so muß das Gegenteil dieser Er»
scheinung ebenso energisch miterscheinen, damit das eigentliche Nichts
<d. h. das ungeteilt Allgemeine) der Erscheinung, mindestens symbo»
lisch, unversehrt bleibe. Die Erscheinung, die Differenzierung des un*
versehrbar, obgleich differenzierbar Allgemeinen, des indifferenten, aber
schöpferischen Nichts ist, als solche, wesentlich gegenseitig/ gegen
jede einseitige Erscheinung, z. B. einer Reihe, einer Skala, eines
Spektrums protestirt die Voraussetzung aller Vereinzelungen, die
keiner einzigen Besonderheit ihren Vorzug anders als gegenseitig, als
in sich selber schon irgendwie korrelativisch, geben kann.
Eine solche Besonderung nun ist, wie der Tastende, Hörende,
Riechende, Schmeckende und Denkende, so auch der Sehende, auf
dessen Beispiel wir hier näher eingehen. Hat man, von aller Empirie
auf deren Vorgängerin — auf alle Freiheit von ihr, im innersten
Grunde also aufsichselbst, als den Schöpfer, zurück* und an
gewiesen, es versucht, es erprobt, daß man, aus dieser seiner Urfrei-
heit, seinen frischen Ausfall, zur Eroberung sämtlicher Empirie, nicht
anders als Wechsel* und gegenseitig, nicht anders als diametral und
rund machen könne: so wird auch erst alles, das man bis dahin unfrei
untersuchte und kannte, sich diesem befreiten Auge rund und harmo
nisch ganz und gar zu erkennen geben. Der Sehende also/ das empirische
Organ des Auges sich erschaffend, erhält dieses nicht bloß zum Er*
öffnen, sondern auch zum Zuschließen des Gesichts, d. h. aber, zu
einergegenseitigenEröffnung/ denn auch das Licht selber, diese
Objektivation des schöpferisch Sehenden, ist ersichtlich kein Licht,