Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

ALFRED LICHTENSTEIN <f>: 
SOLDATENLIEDER 
I. 
Gut ist und schön, ein Jahr Soldat zu sein. 
Man lebt so länger. Und man freut sich doch 
Mit jedem Funken Zeit, den man dem Tod entreißt, 
Dies arme Hirn, zerfetzt von Städtersehnsucht, 
Blutig von Büchern, Leibern, Abenden, 
Trostlos betrübt und aller Sünden voll, 
Dreiviertel schon zerstört — kann nun 
Beim Stillestehn und beim Aufmarschieren, 
Beim Armerollen und beim ßeineschwingen 
In einer Ecke des Schädels sanft verrosten. 
O, der Gestank in einer Marschkolonne. 
O, Laufschritt über helles Frühlingsland. 
II. 
Ich muß eine Stunde vor den anderen kommen 
Weil ich schlecht geschossen habe. 
Ich werde wohl nicht befördert werden. 
Und Nachexerzieren muß ich zur Strafe, 
Weil ich, während die anderen vorschriftsmäßig 
Starr auf die Mütze des Vorderen blickten, 
Als wir vor der roten Sonne 
Über die leuchtenden Felder marschierten, 
Vorsichtig zu dem kleinen Fliegen schielte, 
Der über mir in dem großen, glühenden 
Abendhimmel wie eine Biene summte. 
III. 
Ich weiß, ich weiß: dies Leben ist gesund, 
Zwar hörte man meine Griffe kaum,
	        
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