Volltext: Der Almanach der Neuen Jugend auf das Jahr 1917 (1)

Namen des Großherzogs sagen sie, und der Mensch, den sie so nen* 
nen, heißt: unverletzlich, heilig, souverän, königliche Hoheit. Aber 
tretet zu dem Menschenkinde und blickt durch seinen Fürstenmantel. 
Es ißt, wenn es hungert, und schläft, wenn sein Auge dunkel wird. 
Sehet, es kroch so nackt und weich in die Welt wie ihr und wird so 
hart und steif hinausgetragen wie ihr, und doch hat es seinen Fuß auf 
eurem Nacken, hat 700000 Menschen an seinem Pflug, hat Minister, 
die verantwortlich sind für das, was es tut, hat Gewalt über euer 
Eigentum durch die Steuern, die es ausschreibt, über euer Leben durch 
die Gesetze, die es macht, es hat adlige Herrn und Damen um sich, 
die man Hofstaat heißt, und seine göttliche Gewalt vererbt sich auf 
seine Kinder mit Weibern, welche aus ebenso übermenschlichen Ge» 
schlechtem sind. 
Wehe über euch Götzendiener! — Ihr seid wie die Heiden, die 
das Krokodil anbeten, von dem sie zerrissen werden. Ihr setzt ihm 
eine Krone auf, aber es ist eine Dornenkrone, die ihr euch selbst in 
den Kopf drückt/ ihr gebt ihm ein Zepter in die Hand, aber es ist 
eine Rute, womit ihr gezüchtigt werdet / ihr setzt ihn auf euern Thron, 
aber es ist ein Marterstuhl für euch und eure Kinder; Der Fürst ist 
der Kopf des Blutigels, der über euch hinkriecht, die Minister sind 
seine Zähne und die Beamten sein Schwanz. Die hungrigen Mägen 
aller vornehmen Herren, denen er die hohen Stellen verteilt, sind 
Schröpfköpfe, die er dem Lande setzt. Das L„ was unter seinen Ver 
ordnungen steht, ist das Malzeidten des Tieres, das die Götzendiener 
unserer Zeit anbeten. Der Fürstenmantel ist der Teppich, auf dem 
sich die Herren und Damen vom Adel und Hofe in ihrer Geilheit 
übereinander wälzen — mit Orden und Bändern decken sie ihre Ge 
schwüre, und mit kostbaren Gewändern bekleiden sie ihre aussätzigen 
Leiber. Die Töchter des Volks sind ihre Mägde und Huren, die Söhne 
des Volks ihre Lakaien und Soldaten. Geht einmal nach Darmstadt 
und seht, wie die Herren sich für euer Geld dort lustig machen, und 
erzählt dann euern hungernden Weibern und Kindern, daß ihr Brot
	        
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