MyNONA:
KRIEG, SAGTE DER IRRSINNIGE, KRIEG
IST UNMÖGLICH - IST EWIG UNMÖGLICH
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Der silberne Bediente mit der Quatschnase wies mich in den hellen
Korridor, Es war ein so schöner Mann, der dort stand und mir lustig
zuwinkte. Wir gingen in einen mit bunten Bildern reichlich ausge*
schmückten Saal und setzten uns an einen massiven Tisch, Der Herr
war der Direktor der Irrenanstalt Idiotenruh. Ich sah ihn freundlich an
und fragte sofort nach Professor Hastenpiep.
Der, lachte der Direktor, es ist unglaublich! Unheilbar, aber sehr
komisch und harmlos. Der gute Mann, nicht wahr, Verfasser eines
famosen Buches über den Weltkrieg. Er nannte den Krieg heilig, ein
wahres Gottesgericht. Er brachte ihn mit der christlichen Konfession
in Einklang. Sie wissen ja, Hastenpiep wurde dann gemustert, zur
Front ausgebildet, feuerte eine Unmenge weltlicher, in seinem Sinne
heiliger Schüsse ab. Eines Tages trifft ihn eine feindliche Christenkugel
in den Kopf, er fällt lautlos um,- er fällt aber auch geistig um. Etwa
drei Wochen später erwacht er im Lazarett aus der Lethargie und be*
ginnt, ich kann es nicht anders nennen, sinnigen Unsinn zu reden:
Krieg, sagt er, gibt es nicht, kann es niemals geben. Dieses ist seine
fixe Idee, von der er jetzt, ein Jahr später, so toll durchdrungen ist,
daß ich es nach meinen Erfahrungen für ausgeschlossen halte, sie ihm
jemals wieder zu nehmen.
Das ist bitter genug, sagte ich, ein wenig geärgert von der Froh*
lichkeit des Direktors. Ich komme im Aufträge der Angehörigen Hasten*
pieps, bin einer seiner besten Freunde. Ich traue mir einen starken Ein*
fluß auf ihn zu. Im übrigen, sollte man meinen, müßte doch der Anblich
eines Schlachtfeldes, ja schon eines gemalten, losgehender Kanonen, Ver*
wundeter und Gefallener von der heilsamstenWirkung sein ? Daß gerade
Hastenpiep diese fixe Idee fassen konnte, ist allerdings tragikomisch,
lenkte ich ein.Immerhin möchte ich, wenn es irgend anginge, mit ihm reden.