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bewußtsein, und dieWelt ist erst zurWelt erlöst. Woher icfi das weiß?
Schon diese Frage beweist ein abhängiges, allzu menschliches Ver«
halten. Wer nach sich selber fragt, sich selber sucht, ist kein Wer. Das
göttliche Selbst ist nicht beweisbar, sondern beweisend. Das Bedürf«
nis nach Gottesbeweisen, nach Selbstbeweisen verrät bereits Impo«
tenz. Jedes erst erfolgerte Sum, jedes »Ergo sum« gehört in die Allzu«
menschlichkeit. Sum! ... ergo: das muß man unfehlbar von sich selber
wissen,- oder man ist nicht man selber.
Beneidenswerter Hastenpiep, Sie also schwelgen in den Gefilden
der Seligen, während wir Elenden die Hölle des Krieges um, ja in uns
toben sehen.
Ich, Hastenpiep? Hastenpiep ist kein Ich. Der ebenso traurige wie
tote Buddhiste Mach hatte das wohl durchschaut, daß der Mensch kein
Ich ist/ es entging ihm nur die wesentliche Bagatelle, daß das Ich ist
— aber allerdings nicht menschlich, sondern echt göttlich individual,
innerlichst, rein von aller Welt, gerade um alle Welt, rein von Ver«
zerrung, als den klar ausgebreiteten Spiegel seines überinnigen Lichtes
gegenständlich auf sich zurüdcwirken zu lassen. Als Hastenpiep, wel«
chen Sie irrtümlicherweise für ein Ich halten, von der Kugel in den
Kopf getroffen wurde, da erst ergriff ihn das echte Ich«selber, das
eigentliche Innere. Und, meine Herren, es steht schon so, der Geist
zwar ist der Spieler, aber der Leib das Instrument. Wie nun? — Muß
ein Schuß nur immer schaden, zerbrechen, verletzen? Denken Sie über
den berühmten Kerl nach, der durch einen Schlag verrückt, aber durch
einen etwa entgegengesetzten wieder normal wurde. Herrschaften,
mein Kopf, meine Sinne, mein ganzer Leib wurde gesund geschossen
wie die Soldaten in Goethes »Neuem Paris«. Aber mehr noch: ich
kann, ähnlich wie auch gesunde Augen schielen können, den kran«
ken Zustand gleichsam künstlich auf Momente wiedererzeugen und so
den Zusammenhang mit eurer verrenkten Welt, trotzdem ich eigent«
lieh die echte wahrnehme, wirksam erhalten. Dabei verkenne ich keines«
wegs, daß ich die Werte umwerte, indem ich seltsamerweise meine