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Der Frieden Gottes, fuhr Hastenpiep fort, ist die lebendige Sonne
desWeltafls. Geht nun schon von der astronomischen eine so unge
heure Energie aus, daß, wenn wir diese Energie unmittelbar gewinnen
könnten, die gesamte Menschenkultur vollendet, alle sozialen Fragen
exakt beantwortet werden müßten/ wieviel unermeßlicher muß die
Wirkung sein, wenn sie nicht nur technisch, sondern lebendig unmittel
bar von der göttlichen Verhaltung des eignen Innern, vom entmenscht
friedvollen Innern aus erfolgte! Menschen, dann erst steht die Welt
richtig vor euren entwölkten Sinnen / dann erst könnt ihr fruchtbar
handeln. Kriegerische Handlungen sind Handlungen, voll von allen
Fehlern des Überschusses an Kraft,- aber gerade dieses ergibt ein
Manko, ergibt gleichsam Interferenzen der Energie, so daß der Krieg
in seiner letzten Konsequenz sich selber lahmlegen muß. Was ihr Krieg
nennt, das ist mir nichts als ein System von allzu menschlichen Un-
beholfenheiten im Umgänge mit der ureigensten Friedfertigkeit. Denn
est ist eben nicht leicht, es ist auch nicht human, friedfertig zu sein/
sondern schwer, sondern göttlich. Es ist allzu menschlich, sich in dieser
Göttlichkeit kriegerisch gehen zu lassen. Der Krieg ist nur die Ge
dächtnisschwäche des Friedens selber: man müßtevollendet entmenscht,
göttlich gedächtnisstark sein, um mit ebenderselben Kraft, welche man
kriegerisch vergeudet, friedfertig zu bleiben. Direktor, lassen Sie
den Saal verfinstern und übergeben Sie mir auf kurze Zeit Ihren kine-
matoskopischen Projektionsapparat mit den Films aus dem Kriege.
Ich will Ihnen Ihre Leichenfelder zeigen, wie ich sie sehe.
Ich vereinte meine Bitten mit denen Hastenpieps/ der Direktor gab
etwas zögernd nach und erteilte die Erlaubnis. Hastenpiep traf mit
aller möglichen Umsicht die Anstalten zur Vorführung. Wir setzten
uns. Hastenpiep verschwand mit demWärter und dem Techniker hinter
dem Apparat. Auf dem Schirm erschien das furchtbarste Gemetzel.
Ganze Reiterregimenter hingemäht. Explodierende Granaten. Zeppe
lins, aus denen Bomben auf zerberstende Stadtteile fielen. Gasangriffe.
Die ganze schöne Theatralik des Krieges bis auf das Massengrab und