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Eine Szene aus dem Drama „Masse Mensch“
vo.n Ernst Toller
(Aus dem siebenten Bild)
Gefängniszelle
Kleiner Tisch, Bank und Eisenbett, in Mauer eingelassen. Vergittertes Lichtloch
durch Milchglas undurchsichtig. Am Tisch sitzt die Frau (Sonja Irene L.)
Die Frau
0 Weg durch reifes Weizenfeld
In Tagen des August . . .
Vormorgenwanderung in winterlichen Bergen: . . .
O kleines Käferchen im Hauch des Mittags . . .
Du Welt . . .
(Stille breitet sich sanft um die Frau.)
Die Frau
Sehnt ich ein Kind?
(Stille schwingt.)
Die Frau
0 Zwiespalt alles Lebens
An Mann geschmiedet und an Werk,
An Mann ... an Feind — —
An Feind?
An Feind geschmiedet?
An mich geschmiedet?
Daß er käme ... ich will Bestätigung.
(Die Zelle wird aufgeschlossen. Herein kommt der Mann.)
Der Mann
Frau ... ich komme.
Komme, weil Du mich riefst.
Die Frau
Mann! . . !
Mann ....
Der Mann
Ich bringe frohe Kunde dir,
Nicht weiter dürfen Gossen ihren Sud
Auf deinen . . . meinen Namen willkürlich entleeren.
Die Untersuchung gegen jene Mörder
Ergab, daß schuldlos Du am Frevel der Erschießung.
Sei mutig, noch ist Todesurteil nicht bestätigt.
Trotz Staatsverbrechen achtet rechtlich Denkender
Motive, edel, ehrenhaft.