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alte Franzosen und moderne
zweiten Ranges aussfellf und vertritt,
junge
deutsche Künstler ersten Ranges. Die besten der modernen Deutschen stehen wenig
geachtet beiseite, oder man wertet sie höchstens nach ihrer Verwandtschaft
den
Franzosen.
in Paris verlor
der wie kaum ein anderer mir ein wenig das ersetzen kann, was ich
atmete Heimatluft“, schreibt Wilhelm IJhde
seinem Buch
Die Freude" über Paul Klee.
Und
andere. Genug Beispiele findet man
jedem Kunstblatt Die Zeitschriften bekannter Kunsthandlungen
München, Düssel
dorf, Berlin usw. sind zur Hälfte mit Beschreibungen und Reproduktionen französischer
Kunst gefüllt.
Berlin buhlen zwei bekannte einflussreiche Persönlichkeiten des
modernen Kunstlebens eifersüchtig um die Gunst der Section d’Or. Jeder rühmt sich
der Bevorzugtere zu sein. Man beeilt sich (auch von offizieller Seite) eine umfassende
Ausstellung dieser Vereinigung in Deutschland zu veranstalten. Der oft betonte Vorteil,
der dem deutschen Künstler durch einen Austausch erwachsen soll, ist gering. Leider
machen auch manche deutsche Künstler selbst den alten Franzosenrummel wieder mit
Die Berliner «Freie Sezession
allerdings
ihrer früheren Form der im
pressionistischen Welle ihre Entstehung verdankt und sich lange von den Franzosen
genährt hat, kann auch heute nicht ohne Anleihe bei ihnen auskommen. Bereitwillig
stellt sie die ihr von Kunsthändlern in grosser Zahl zur Verfügung gestellten fran
zösischen Bilder in ihren Räumen auf der Grossen Berliner Kunstausstellung aus.
Der wiederbeginnende Austausch geistiger Güter beglückt uns alle sicher wie eine
Erlösung nach dem erzwungenen Verzicht der Kriegsjahre. Wir begrüssen den Tag,
an dem jeder ausserhalb seiner Landesgrenzen wieder unbefangen aufgenommen
wird. Die Verherrlichung der französischen Malerei aber ist nicht nur übertrieben,
sie hat auch gänzlich ihre Berechtigung verloren, seitdem die vollkommene Wandlung
der heutigen Malerei diese mit einem Geist erfüllt hat, der dem Franzosen völlig
fremd ist und die Führerrolle aus seinen Händen genotnmen hat.
In Italien keimte die stärkste Ablehnung impressionistischer Dogmen, die dem
Italiener ebenso wenig zusagten wie dem Deutschen. Zeitlich zwar nicht die erste*)
war die Gegenwirkung dort doch die radikalste. Die Bewegung Marinetfi’s hatte nicht
nur in ihrer äusseren Art, sondern auch ihrem geistigen Inhalt nach grosse Verwandt
schaft mit der heutigen Dada-Bewegung. Trotz einzelner bemerkenswerter Taten er
starrte aber das ursprüngliche Wollen im Äusserlichen. Man blieb im Grunde ma
terialistisch und ist es heute in Italien doppelt, nachdem die grosse Vergangenheit
den ermüdeten Revolutionären verhängnisvoll geworden ist.
Auch dem Futurismus
wollen die Franzosenschwärmer gern französische Väter geben: Delaunay, der an den
überlieferten Gesetzen der Perspektive rüttelte, und Picasso, der die Gestalt zer
trümmerte. Frankreich, die Wiege der Oberflächenmalerei, war wohl am weitesten
voraus und am frühesten reif zur Wandlung. Der Holländer van Gogh, Gauguin,
dann Cezanne hatten schon ein Anderes in ihren Impressionismus gebracht, das dem
Wesentlichen der Dinge näher rückte. Allein aber kam Frankreich nicht weiter. Der
Spanier Picasso erst war es, der den Bruch gewaltsam vollzog. Jetzt schuf man
allerdings bewusst selbständige Bildorganismen. Aber es war eine Intellektan-
gelegenheif. Man arbeitete geometrisch, abstrahierte an den Dingen herum, blieb
jedoch eben an diesen Dingen hängen, ohne jemals wahrhaftig zu den alles Sein
bewegenden Kräften vorzudringen. Mit der nur äusserlichen Dingzerstörung des
Picasso war Frankreich am Ende. Braque, Leger, Gleizes, Metzinger und die Anderen**)
bereicherten und variierten Picassos Tat. Was darüber hinausging, entsprang nicht
*) Eine wahrheitsgetreue Festlegung ist heute durch viele bewusste Fälschungen erschwert.
**) Auch diese meist nur in Frankreich eingenistete Ausländer. Die Namen sind verräterisch. Metzinger
ist Elsässer; Gleizes Vorfahren stammen wohl aus Pole