Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

918 ‘Franz BCei - Vom Tag 
George für einen großen Politiker gehalten... König Eduard einen 
großen Staatsmann genannt, aber es hört erst seit Ypern langsam 
auf, den englischen Soldaten komisch zu finden.« Es überschätzt Shaw 
und ignoriert den einzigen großen Richtergeist, den das sinkende Eng** 
land von heute besitzt, Chesterton. Die Deutschen »unterschätzen 
die noch immer imponierend gewaltigen Materien-Resultate von drei 
Jahrhunderten einer beispiellos kühnen und großartigen nationalen 
Geschichte: die englische Defensivträgheit. Sie erweisen den Personen 
und Repräsentanten dessen, was ihnen das offensiv-feindliche Eng** 
land scheint, die gänzlich unverdiente und proportionslose Ehre ihres 
Hasses,- sie verwechseln mit einem Worte die Gegner miteinander«. 
Der Gegner ist das alte England, und der deutsche Bundesgenosse 
ist — eine englische Zeitung nannte Winston Churchill so — das 
neue in der Dekomposition befindliche England. Zeichen dieser De 
komposition sind: die Plutokratie der Lords, die Weiberemeute der 
Suffragetten, die Tatsache, daß Deutsche berufen werden mußten, 
um ein mustergültiges Kohlenbergwerk einzurichten, der Bürgerkrieg 
in Ulster. Aus einem Gespräch, das ich mit einem Irländer vor dem 
Kriege hatte <einem sehr ruhigen, alten Herrn) teile ich mit: Seit 
der Belagerung von Londonderry gegen Jakob II. kämpfen die Ulster** 
leute gegen die immer rebellierenden Iren, die zu Dienern der Ulsterer 
wurden. Nun können Sie sich die Wut der Herren denken, daß auf 
einmal aus den Dienern die Herren werden sollen! Der Unterschied 
zwischen den beiden, fragen Sie? Irland, das sind Wiesen mit Lilien 
und Wälder und Lustigkeit — Ulster, Belfast, der Norden, das ist eine 
Fabrik. Wie? Nein, mit Katholizismus und Protestantismus hat das gar 
nichts zu tun. Bloß mit dem Geld und der Industrie im Norden und 
der Fröhlichkeit und der Grazie im Süden. Der Ulstermensch ist 
eben ein Stockengländer, der nicht versteht, daß es Sachen gibt, die 
mit dem Geld nichts zu tun haben. Er ist enggeistig, praktisch, vor** 
sichtig, liest nicht, geht nicht ins Theater. Wenn Sie mit einem Dub- 
liner Zusammenkommen, ist das erste, was er tut, daß er Sie zum 
Essen einlädt. Das ist das Letzte, was der Ulstermann tut, und 
dann besteht er nicht darauf. Solche Dinge, lieber Freund, sind 
wesentlicher, als die sogenannten wirtschaftlichen Gegensätze, denn 
die sind ja nur Folge eben dieser elementaren, wie dieses, daß der
	        
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