Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

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Tranz Bfei - Vom Tag 
aktion nennt. Ferner geschwächt von der neuen englischen Steuer 
politik. An die deutsche Zukunft glauben sie und fürchten sie, nicht 
für die Monroedoktrin, aber für den Pacific. Darum hält man sich 
mit Japan, trotzalledem und alledem. Jenes Buch des Admirals Mahan 
ist mehr, als das Buch eines Mannes, der sich für diese Dinge 
interessiert. Man kann aus der Subtilität seiner Bemerkungen heraus 
lesen, daß es im Auftrag geschrieben wurde. Die Sympathien, die 
der Verfasser für England hat, sind geheuchelt. Im politischen, nicht 
im persönlichen Sinne. Auf die nicht direkt gestellte, aber im Buche 
latente Frage: »Wer hilft uns im Pacific gegen Japan?« antwortet 
der Verfasser: »England« — weil er Deutschland fürchtet, sogar 
als eventuellen Bundesgenossen fürchtet. England hat nur eine Ver^ 
gangenheit, mit ihm wird man fertig,- Deutschland hat eine Zukunft, 
mit der man nicht fertigwerden könnte. Es hat sehr viel Wahr* 
scheinlichkeit, daß auf Grund von Mahans Buch eine Verständigung 
zwischen den U. S. und England zustande kam, die sich vorläufig 
noch und nur in den Materiallieferungen an die Ententemächte 
äußert. Mit Deutschland gegen England zu gehen, das hätte für die 
U. S. nur bedeutet, daß sie sich im Pacific zwei mächtigen Flotten 
staaten als Konkurrenten ausgesetzt hätten. So erscheint es ihnen 
bessere Politik, alles zu tun, um die deutsche Flotte vernichten zu helfen, 
denn England hat keine Zukunft und ist keine Gefahr. Jene wahr* 
scheinliche Verständigung zwischen den U. S. und England konnte 
um so leichter zustande kommen, als man wußte, daß Deutschland 
in einem Kriege mit England keine dem Handel offenen Seewege 
haben würde. Auf die Komplikationen, die sich daraus ergeben 
können, ist man sicher in Amerika vorbereitet,- auch auf die Mög- 
lidhkeit eines Ultimatums. Daß die Amerikaner keine Nation, sondern 
eine gemischte Bevölkerung mit alten Heimatsgefühlen und Sympathien 
sind, — dieser Schwierigkeit, die man bei uns überschätzt, wird jede 
amerikanische Regierung Herr werden. Der Krieg ist ein so grobes 
Mittel, daß er solche Subtilitäten des Gefühls rasch erledigt.
	        
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