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Gfossen
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schon lange tot ist, dieses Mat versage
selbst Beethoven nicht.)
An die Spitze aber, an die Spitze seiner
Prosa-Sammlung stellt er die Maxime:
»Zum Burgfrieden.
Aus dem Stall ist ein Bulle gebrochen.
Soll man in diesem Augenblidc fragen,
wer die Stalltür geöffnet hat?
<Oder wer sie ungenügend verschloß?)
Nein. Nicht fragen. Nicht rechten. Der
Stier ist los. Unschädlich machen soll man
ihn.
Es ist auch nicht die Zeit, zu rufen:
»Ich bin Mitglied des Tierschutzvereins.«
<Ich bin Mitglied des Tierschutzvereins!)«
So sprechen alle Doktores aller krieg
führenden Völker. Darin weichen Wolff,
Reuter, die Petersburger Telegraphen-
Agentur, die Agenzia Stefani und Havas
nicht im geringsten voneinander ab. Die
Schulmeister ganz Europas können es ihren
Kindern mit Kreide auf die große Tafel
schreiben. Alle Kirchenkanzeln tragen das
Gewicht dieser Worte. Alle. Jeder nimmt
es auf mit seinem Stier. Nur: aus wel
chem Stall der Bulle ausgebrochen, dar
über scheint sich die Welt nicht verstän
digen zu können. Es ist auch ganz gleich
gültig ! Der Bulle ist gar nicht losgelassen!
Er läuft am Halfter! Und die ihn führen,
die hoffen, mit ihm zu pflügen. Gelingt
es, so werden sie es halten, wie weiland
Friedrich der Große, als er die Begründung
seines Einfalls in Schlesien den hohen
Rechtsgelehrten überließ. Gelingt es nicht,
dann wird der Bulle in den Stall zurück-
gebracht. Bis das Biest plötzlich wieder
losbricht — sozusagen wie ein Erdbeben.
{Immerhin wird man zugeben müssen: wie
ein Erdbeben bei Reinhard — da doch
nachweisbar Menschen, wenn auch Spezia
listen es hersteilen.) Wird man dann fragen
dürfen, wer die Stalltür geöffnet hat? oder
wer sie ungenügend verschloß? Nein. Man
wird nicht fragen. Nicht rechten. Der Stier
wird los sein. Man wird ihn unschädlich
machen müssen. Es wird wieder nicht die
Zeit sein zu rufen: »Ich bin Mitglied des
Tierschutzvereins.« Am allerwenigsten für
solche, die Mitglieder des Tierschutzver-
eins sind, am allerwenigsten für diese.
Aus mancherlei Gründen. Nicht zuletzt,
weil sie selbst den Bullen spielen, vor
dem sie laut Statuten die Menschen be
wahren sollten.
Immerhin scheint mir der »Burgfriede«
das beste zu sein, was die deutsche Poli
tik seit Bismarck hervorgebracht hat. {Bis
marck selbst mußte ohne ihn auskommen.)
Er ist mehr, als ein Wort und eine Pa
role. Er ist eine Geistesverfassung. Des
halb, meinen viele Freunde des David-
bündlers, sollte der »Pan« lieber schlafen,
bis der Bulle wieder im Stall ist.
2.
THOMAS MANN.
Thomas Mann gibt die drei Arbeiten,
die er zu diesem Kriege verfaßt hat, in
einem Bändchen der Fischerschen »Samm
lung von Schriften zur Zeitgeschichte« her
aus. Die zwei kürzeren, »Gedanken im
Krieg« und ein Brief an ein schwedisches
Tageblatt, erschienen in der »Neuen Rund
schau«, die dritte, bei weitem wertvollere,
»Friedrich und die große Koalition«, brachte
der »Neue Merkur«. Die erste, im Sep
tember geschrieben, legt den ausgebroche
nen politischen Konflikt also dar, daß es
sich, für das siegreich gegen Paris mar
schierende Deutschland, um einen Kampf
der Kultur gegen die Zivilisation handle.
»Kultur ist Geschlossenheit, Stil, Form,
Haltung, Gechmack, ist irgend eine ge
wisse geistige Organisation der Weit, und