S- Triedfaender • Der Wag Hafter der Weft
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5. Triedfaender:
DER WAGHALTER DER WELT
»Zarathustra fühlt sich gerade in diesem Umfang
an Raum, in dieser Zugänglichkeit zum Entgegen^
gesetzten als die höchste Art alles Seienden.«
CEcce Homo.)
D AS Motto bezieht sich auf den »Begriff des Dionysos
selbst«, also auf »— die Seele, welche die längste Leiter hat
und am tiefsten hinunter kann, die umfänglichste Seele, welche am
weitesten in sich irren und laufen und schweifen kann, die notwen
digste, welche sich mit Lust in den Zufall stürzt, die seiende Seele,
welche ins Werden, die habende, welche ins Wollen und Verlangen
will —-, die sich selber fliehende, welche sich selber in weitesten
Kreisen einholt, die weiseste Seele, welcher die Narrheit am süßesten
zuredet, die sich selber bebendste, in der alle Dinge ihr Strömen und
Widerströmen und Ebbe und Flut haben — «.
Es ist erst diese allersich erste, zweifelloseste Seele, aus der die
gesamte Welt voller Gefahren und Zweifel hervorgeht, und, wenn
diese Seele ihres Sieges im voraus gewiß ist, auch hervorgehen soll.
Aber diese Siegesgewißheit der eigenen Göttlichkeit kann kein Gott
ihr verleihen, sie ist der intimste Entschluß, und ohne den Selbst^
zwang zu dieser absoluten Entschlossenheit liegt die ganze Welt im
Argen, da ihr die Urvoraussetzung, die unverbrüchliche Vorbedingung
zur Harmonisierung der Differenzen fehlt, in denen sie nur jenes
Wesens wegen entbrennt. Es soll deshalb versucht werden, den Be^
griff dieses Wesens sowie den Urcharakter seiner Funktion, also der
Welt, nüchterner zu fassen, als es der trunken-ekstatische Dichter
tun kann. Was würde es bedeuten, das Nichts des Zweifels selber
zu sein? Was bedeutet dieses Nichts, das der Zweifel, nachdem er