Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

858 S. Triedfaender ■ Der Wag Halter der Welt 
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alles zerbrochen hat, immer nodh zweifelnd in seiner zitternden Hand 
behält? Wer hindert ihn, au<h noch diesem Nichts zu mißtraun? 
Deswegen soll der Zweifel dieses Nichts am argwöhnischsten 
prüfen. Oder wäre er nicht darauf ausgewesen, das Nichts des 
Zweifels zu finden? Der Zweifel hatte alles vernichtet — warum 
vernichtet er nicht auch noch diese Vernichtung? Alles, was er aus 
den Händen fallen ließ, stürzte zentripetal ins Nichts: ließe sich dieses 
Nichts vielleicht zur Zentrifugalkraft reizen? Wenn es an sich weiter^ 
zweifelte? Wenn der Zweifel hier seine Kraft nicht ersticken ließe? 
Revenant würde? Weil er merkte, daß er das gefunden habe, was 
er suchte, sein lebendiges Gleichgewicht, sein Neutrum, seine per^ 
sönlich indifferente Mitte, das lebendige Richtscheit aller Welt? Zum 
Zweifeln braucht man eine Angel, um die es sich dreht, das zentrale 
Nichts dieser Drehung. Der Zweifel, der jede Bejahung, jede Ver^ 
neinung wie Feuer scheut, findet hier endlich die Balance seiner 
Extreme im reinen Nichts ihrer Berührung, entdeckt sich als den 
Äquilibristen aller seiner Gegensätze. Folglich sollte gerade der 
energischste Zweifler zu einer ganz anderen Beurteilung und Schätzung 
des Nihilismus kommen. 
Das Nichts ist kein Extrem, es ist auch bei Leibe nicht die Ver^ 
söhnung seiner Extreme: Ja ist etwas polar Anderes als Nein. 
Das Nichts ist also gleichsam ihre magnetische Indifferenz, ihre po* 
larisierende Neutralisation, ihre differenzierende Zentrierung, das 
Zentrum ihrer Antipodie. Ist erst einmal über das Nichts umgelernt 
worden, was es nicht sei, dann läßt sich besser erkennen, was es 
sei: daß es nämlich den gesamten exzentrischen Zweifel in sich kon« 
zentriere, und zwar so innig, daß aus dieser Überinnigkeit gerade 
alle Extremisierung, also der Zweifel selber hervorgeht, sich erklärt. 
Mitte ist sonst immer eine sehr banale Bestimmung, weil man 
verkennt, daß sie polarisierend ist, und es nur deswegen sein kann, 
weil sie den Antagon ihrer Extreme discors in ihrer lebendigen 
concordia hegt. Von diesem medialen Nichts also muß man aus- 
gehen, dieses muß man als das Selbstverständliche voraussetzen, um 
von dort aus alle Unterschiede, die stets auf Extreme führen, er 
lebend zu verstehen. Also gerade Wer nur dieses Nichts aller Unter 
scheidung voraussetzt, wer in diesem neutralen Sinne unmittelbar
	        
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