Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

S. Friedfaender • Der Wagßafter der Weft 861 
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keit«. Absolute Gleichgültigkeit ist nichts Menschliches mehr, sie ist 
das göttliche Verhalten. Der Indifferente wird wissen, daß er Extreme 
egalisiert, und daß er das nur durch Contrebalance kann. Nivellieren 
heißt ja doch gewiß nicht, den Unterschied von Hoch und Niedrig 
auf »Niedrig« reduzieren, sondern ihre Antipodie bemerken und das 
indifferente Zentrum ihrer Differenz persönlich einnehmen. Von dort 
aus wird man, bei noch so scharfer Unterscheidung, doch nie die 
sorgsamste Entsprechung aus dem Auge verlieren, deren Niveau 
eben keine flache und breite Ebene, sondern Punkt ist, zentral. 
Man denke nur nicht, daß der göttliche Indifferentist polarer Ob^ 
servanz die Gesetze der Identität und des Widerspruches anders 
annulliere, als durch Neutralisation. Er kassiert nur die entsetzliche 
Flachheit dieser Bestimmungen. Identität ist immer konzentrierte 
Identität des enorm Diversen,- und Diversität geht immer polar ins 
Extrem. Man soll Magneten nicht nach dem Augenschein behandeln, 
der Homogeneität dort vortäuscht, wo Extreme sich disjunktiv be 
rühren. Das Kontinuum liegt, als neutrale Größe, nur in der In 
differenz,- alles übrige ist diskret: will man Gleichheit darin her** 
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stellen, so kann man das nicht durch nivellierende Kontinuation, man 
kann es nur durch paarweise Zuordnung der Extreme zueinander 
in Beziehung auf ihre sie disjungierende Indifferenz,- also magnetisch. 
Die unmagnetische Behandlung des unendlich Selben führt in die 
einseitige Irre. Wenn der Monist sein [tovov gehörig untersuchte, 
würde sich's ihm als pure neutrale Größe, als Indifferenz der polaren 
Differenz heraussteilen. Mit Händen greifen läßt sich natürlich nur 
das Differente, und so greift auch der Logiker den extremen Gegen-* 
satz von Ja und Nein mit Händen und läßt sich unter der Hand 
dabei dessen polarisierende Synthese, das neutrale Zentrum, den 
Dreh-* und Wendepunkt aller Alternativen entgehen, die polar unter 
scheidende Ununterscheidbarkeit von Ja und Nein, das polar be 
jahende, d. h. bejahende und verneinende Subjekt,- nur in diesem 
lebendigen Zentralpunkte finden wir das <von ihm aus polarisierende) 
Subjekt, sonst nirgends. Dieses »eingeschlossene Dritte« verstößt, als 
Zero aus den Extremen, nicht nur nicht gegen das oberste Gesetz 
der Logik, sondern gibt ihm vielmehr erst Kraft. 
Kant hat allerdings, in seiner berühmten Schrift über die negativen
	        
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