Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

862 S. Triedfaender • Der Wagfiafter der Weit 
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Größen, die logische Entgegensetzung gerade dadurch von der realen 
unterschieden, daß bei jener schlechthin nichts herauskäme, »nißif 
negativum«bei dieser jedoch etwas: »nißif privativum«. Aber 
Kant verwechselt hier non mit nißif. Natürlich hat das logische 
Nichts nicht sensuale Funktionen, wie das reale, man hält es des® 
halb leichter für simpel gar nichts. Offenbar wäre es logisch absurd, 
daß dasselbe, was bejaht wird, im selben Sinn auch verneint würde. 
Das wäre keine Entgegensetzung, das wäre aber gerade Reduktion 
auf das nißif neutrafe aller Möglichkeit von Entgegensetzung, wäre 
die logische Indifferenz, von der sich die reale gar nicht an sich, son® - 
dern durch die andere Art ihres Funktionierens unterscheidet. Dieser 
Punkt ist eben der Punkt, der, alles unterscheidend, selbst ununter® 
scheidbar bleibt. Die reale Entgegensetzung enthält außer den Extremen 
noch deren nißif, das als solches auch vom logischen ununterscheidbar 
ist. »Nein« ist das polare Gegenteil zum »Ja«, das andere Ja, nicht 
lediglich dessen Wegnehmung, die dann freilich gar nichts übrig ließe. 
Näher besehen bleibt, wenn ich das Ja verschwinden lasse, noch das 
ganze Nein als das Gegen®Ja übrig. Verneinung des Ja hat ganz 
andere Bedeutung als seine Vernichtung. Damit, daß ich etwas nicht 
bejahe, habe ich's noch nicht verneint. Auf eine Frage muß ich noch 
lange nicht nein antworten, wenn ich sie nicht bejahe,- ich habe noch 
die »dritte« Möglichkeit, nichts zu antworten. Symbolisieren kann ich 
mir die logische Entgegensetzung, wenn's wirklich eine sein soll, doch 
nur durch die reale, durch das Ausschlagen des Pendels nach der 
dem Ja entgegengesetzten Richtung,- ihr zero ist etwas durchaus dem 
realen zero Vergleichbares. Auch realiter setze ich bei der »Auf® 
hebung« nicht das eine Extrem an Stelle des andern, sondern in® 
differenziere beide. Natürlich unterscheidet sich die Logik generell 
von der sensualen Realität, aber nicht gerade in der Indifferenz: 
hierin allein ist auch der Gedanke von der Tat nicht unterscheidbar, 
Theorie ist hier Praxis, zumal ja gerade das »Dritte«, das neutrum 
et commune, sich der identifizierenden Konfusion der Extreme so 
lebendig wie ihrer tötlichen Zertrennung widersetzt. Auch die logische 
Negation ist so gut wie das reale andere Extrem eine positive Be® 
Stimmung, die nicht bloß bedeutet, daß man nicht affirmiere, sondern 
daß man konträr affirmiere. Nein heißt auf deutsch nicht bloß »ich
	        
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