874 S. Triedfaetider • Der Wag daher der Weh
Um aber gar keinen Zweifel darüber zu lassen, was letzten
Endes hier gemeint sein muß: Der Gott im eigenen Busen, die per
sönliche Inwendigkeit aller Auswendigkeit, schöpferisch neutrales
commune aller Welt von Unterschieden. Diese gesamte Welt von
Unterschieden ist nichts als der Kunstgriff des innersten Gottes,
seiner eigenen Allmacht Meister zu werden. Gott sein ist lebendiges
Verdienst, schöpferischer Besitz, immerwährende Veräußerung eigener
Innenmacht. Psychische, logische, mathematische, materielle Unter*
schiede gehorchen nur dem Dieu balanceur ihrer Gegengewichte, nur
der besonnensten Indifferenz. Um so schlimmer für eine Welt der
Auswendigkeit, die ihre Inwendigkeit tödlich vergessen hat. Deren
intimer Gott ist, aber tot ist. Es ist furchtbar und erheiternd, diesem
Schauspiel von Menschlichkeiten zuzusehen, dieser sinnvollen Tra*
gödie, die ihren Sinn vergißt.
Gott, das absolute Erlebnis im intimsten Innern des Menschen,
müßte ebensosehr extensiv sein relativstes, d. h. polarisches von
diesem absolut medialen, neutralen, kommunen aus werden, damit
der träg scheinende Gott rührig, der Gott, den jeder tot innehat,
auch schöpferisch erworben würde. Es gibt kein »Sein«, das nicht
im polaren Werden, im Erworben werden bestünde. Die Welt ist
nichts als die Polarisation des schöpferisch indifferenten Gottes, der
polare Überfluß seines embarras de ridhesse,- Gott nichts als die
intim persönlich absolute Identität der polaren Welt. Folglich ist
Welt seine polare Beschäftigung mit sich selbst. Soll der inwendige
Gott nach außen kommen, so begreife er vor allen Dingen die
wesentliche Polarität dieser Selbstäußerung, dieses Außen als seine
eigene Selbstentzweiung. Die Stutzigkeit der Welt vor Gott, Gottes
vor der Welt, wodurch ihr Verkehr sich so sehr verwirrt, hört auf,
sobald die Welt als polare Kontrastwelt erkannt ist, deren schöpfe*
rische Neutralität der Gott im eigenen Busen ist. Persönliche In*
wendigkeit also muß absolute magnetische Mitte ihrer gesamten Aus*
wendigkeit sein, um ihrer nicht nur mächtig, sondern schöpferisch
allmächtig zu werden. Das Wesen der eigenen Allmacht besteht nicht
im Schaffen, sondern im polaren Schaffen. Der Schöpfer muß gegen*
seitig, muß auch negativ schaffen, wenn er positiv schaffen will,- das
ist die in sich korrelative Bedingung, von der auch das Absolute