Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

S. Triedfaettd?r • Der Wag Hafter der Weft 887 
Spiels ist erst durch die Einstellung aller Differenz auf das Zero 
der lebendigen Seele gewährleistet. Versteht man die »Erhaltung 
der Energie« bloß objektiv, vergißt man den unerschöpflichen Springe 
quell der Weltenergie des Lebens in der subjektiven Indifferenz, so 
muß dann allerdings genau der Punkt, der subjektiv = oo ist, oh* 
jektiv null ergeben, kein Mehr noch Minder der stets identischen 
Energiesumme. Aber intensiv im echten Subjekte, in der schöpfe* 
rischen Indifferenz ruht die wahre Unerschöpflichkeit der Kraft ver* 
borgen, die objektiv nicht eher zum polaren Vorschein zu kommen 
beginnt, als bis das Subjekt alle Differenz aus sich verwiesen hat. 
Das Zauberhafteste von der Welt ist diese tiefe Verborgenheit ihres 
Zaubers. Das +» der eigenen Allmacht scheint sich gegen deren 
— °o tödlich aufzuheben, solange sie selbst, nach außen gerichtet, sich 
objektiv konstatierend verhält, ohne beim Sturz in ihre Extreme auf 
den Indifferenzpunkt ihrer Entspringung zu reflektieren: stufti cfum 
vitant vitia in contraria currunt. Beim noch so lebendigen, aber 
dunklen Gefühl der eigenen »Allmacht«, des »Gottes im Busen«, 
blieb diese eigentlich immer leblos, draußen, in ihre Differenzen, ihre 
Kreaturen auch psychisch noch verloren,- denn nur Indifferenz in 
eigener Person ist punctum saliens des Welteies. Gegenkräfte von 
gleicher Gewalt, die sich objektiv lahmlegen, können sich nur sub* 
jektiv mit gegenseitigem Flügel aufheben. Allerdings, diese subjektive 
Ewigkeit konsumiert objektiv Zeit: und wahrscheinlich kostet dieser 
höchste Luxus des indifferenten Subjekts, um objektiv polar manifest 
zu werden, mehr Zeit, Langsamkeit und Geduld als menschliche 
Scheinsubjekte zur Verfügung haben. Dieser enorme Aufwand ver* 
gütet sich aber auch enormer als jeder menschliche. Und wenn die 
sogenannten Wunder der Technik, von ihrem so unscheinbaren Be* 
ginne an, Jahrhunderte haben auf sich warten lassen, so gönne sich 
das Subjekt, das seine Kraft (statt künstlich mittelbar) unmittelbar 
natürlich spielen lassen möchte, alle Zeiten, weil es alle mit sich er* 
füllen will. In dem seltsamen Momente, in dem die subjektive Ewig* 
keit polar ausbricht, beginnt die gegengewichtige Antithetik des Zeit* 
Unterschiedes zu äquilibrieren, dieser Unterschied nicht, aber seine 
Mißstimmigkeit zu verschwinden, das echte Antlitz der Zeit aus 
seiner einseitigen Lähmung wieder hergestellt zu werden. Es gibt 
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