S. TriedCaender • Der Wagßafter der Weft 893
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deren Art und Festigkeit kommt alles an. Person allein ist die ab**
solute Axe der Welt.
Es gibt träge Indifferenz, wie es scheintote Leiber gibt, unrein
entschiednen Willen. Diese Trägheit ist nicht der persönlichen In^
differenz, sondern gerade deren Verstrickung und Verwirrung in
Differenz eigentümlich. Gerade bloß persönliche Indifferenz wäre rast*
los und harmonisch tätig, ohne den faulen Fleiß einseitiger Plus**
macherei, deren absolute Sinnlosigkeit unversehens in die spleenigste
Minorisierung Umschlägen könnte. Das Fleißigsein durch Plus ist nur
eine umgekehrte Trägheit. Nur dem rein persönlichen Medium wohnt
die echte Energie inne, sich beider zusammen harmonisch »ohne Rast,
aber ohne Hast« zu bedienen. Diese Mitte der Extreme, der Ur**
quell aller Möglichkeit der Energie, ist paradoxerweise gerade von
entschieden energischen Menschen gut und gern verleumdet worden,
weil man sie mit ihrer Vertuschung, Verklexung oder Verdünnung
verwechselte, mit philiströsen Verlauwarmungen ihrer absoluten
Temperatur. Aßusus optimi pessimus. Diese aurea mecfiocritas
wird aber nicht bloß verfälscht, sondern meistens eskamotiert. Als
ob es nur Pole, nur Extreme gäbe ohne sie, um derentwillen allein
es solche geben kann. Die nach außen auf lauter Differenz gerichtete
Besinnung besinnt sich erst zuletzt auf das reine Zentrum aller
Unterschiede. Objektiv ist dieses allerdings nichts. Aber sogar noch
diese objektive Paralysierung zittert vom Leben der subjektiven In**
differenz, ist explosibel, z. B. der Stillstand zwischen entgegengesetzten
Zerrkräften von gleicher Gewalt. Auch diese objektive Totenstarre
des subjektiven Schöpfers ist polar organisiert. Allenthalben liegt in
der scheinbar leblosen Statik der Differenzen die enorme Dynamik
der Indifferenz auf dem Sprunge, sich polar zu befreien. Ein solcher
Befreiungsversuch von den einander lahmlegenden Differenzen der
Allzumenschlichkeit durch die absolute Souveränität der eigenen Per
son, der Schöpferin und Vernichterin von Ordnungen, macht die Be**
deutung Nietzsches aus,- ein Versuch, der gelingen muß, sobald man
sich aus der Trunkenheit des Rausches, der ersten Kinderkrankheit
frei triumphierender Person, zur Präzision der Selbstbesinnung er**
nüchtert. Sobald man einsehen lernt, daß die Welt der Differenzen
gar nicht so sehr objektiv wie subjektiv im Argen, in der Ver**