Volltext: Die weissen Blätter : eine Monatsschrift (2(1915),7)

894 S. 1riedfaender • Der Wag daher der Weh 
wirrung, ihrer reinsten und schlichtendsten Kraft, der persönlich sie 
polarisierenden Indifferenz liegt. Logische Präzisierungen gibt es, die 
sichersten u. E. durch den ersten lebenden Logiker, Ernst Marcus. 
Es gibt mathematische und empirische. Aber weder gibt es subjektiv 
die trocken präzise Selbstbesinnung auf die indifferent eigene Götf^ 
lichkeit, die echte Autonomie der Identifikation mit dem selbsteigenen 
differenzschöpferischen Prinzip,- noch objektiv, in der <logisch**mathe- 
matisch bisher noch unzulänglichen) intuitiven Art Goethes, die ein** 
zige Maßregel zur abrundenden Totalisierung aller Empirie, die 
Polarisation aller Phänomene und ihrer Behandlung. Das Augen** 
merk sollte sich präzis dafür schärfen, daß die Welt vor allen Dingen 
ein Welt**Unterschied, ein Welt^Gegensatz sei, der seine einzige ihn 
beherrschende Identität im indifferent eigenen Subjekt haben müsse, 
solle und könne <auch diese modalen Differenzen sind persönlich zu 
neutralisieren). Die differenzierten Objekte, die das Subjekt so er** 
hält, sind lauter polare Reproduktionen seiner konzentriert indiffe 
renten Produktivität. Geäußerte Originalität fällt sofort diesem Po** 
largesetz der Reproduktion anheim, und nach diesem Gesetz durch** 
forsche man die Empirie ringsumher, um sie sich wirklich so zu 
eigen zu machen, als ob man sie frei erfunden hätte,- nach 
diesem Gesetz erfinde man frei! Den Logikern und Mathematikern 
von Fach sollte es leicht sein <wenn es ihnen leicht wäre, sich 
philosophisch mit ihren Unterscheidungen zu befassen), deren 
wesentliche Polarität zu ergründen und dann z. B. die Goethesche 
Farbenlehre und seine sonstige Intuition auch theoretisch zu kräftigen. 
Die Welt ist ein Paar, die Kausalität ein Paar, die Richtung, die 
Dimension, jede Reihe, die der Zahlen, Töne, Farben, Gerüche, 
Geschmäcke, des Gesichtes, alle sind paarig, polar, rund, sphärisch 
veranlagt,- und nur »der Mensch, er hat den Star«. Natura cum 
tacet cfamat, ihr fehlt der Komponist ihrer lautlosen Musik, der 
Orpheus ihrer verworrenen Differenzen, dessen schöpferischer Wille 
inbrünstig genug wäre, den polaren Zwang auszuüben, der die 
Welt zur Welt stimmen machte. Nur dieser rein und restlos indiffe 
rent mit sich Einstimmige vollzieht die Übereinstimmung der Welt, 
die Welt-Hochzeit. Nur »Alle und Keiner«. Nur der Niemand, 
der Jedermann ist.
	        
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