Volltext: Der Ararat : Glossen, Skizzen und Notizen zur Neuen Kunst (1(1920),11/12)

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Künstler einen Kreis »Devetsil« (»Pestwurz«) ge 
bildet, eine revolutionäreVereinigung, die endlich im 
stande ist, durch ihre Verve, Fähigkeiten und Dis= 
ziplin eine echte Revolution im Künstlerleben durch 
zuführen, neue Horizonte zu schaffen und aus dem 
Chaos die reinsten formalen Motive zu gewinnen. 
»Devetsil« haben folgende Künstler gebildet: Die 
Maler K. Teige, A. Wachsmann, L. Süß, die 
Schriftsteller VI. Vaneura, K. Venck,A. Cernik, 
Ad. Hoffmeister, J. Suk, V. Frie, J. Seifert 
und andere. Sie bereiten einen literarischen Abend, 
ein Album, einen Almanach und im Februar n. J. 
ihre erste Ausstellung in Prag vor. 
Ihre erste öffentliche einheitliche und sehr reine 
Kundgebung war die im September erschienene erste 
Nummer der Monatschrift »Orfeus« (in Kommission 
des A. Srdec=Verlages, Prag). 
Irma Kantorovä. 
SPANIEN. 
Die Katalanier. 
Die französischen Künstler haben ihre katalanischen 
Kollegen eingeladen, in den Herbstsalon dieses Jahres 
in geschlossener Gruppe auszustellen. Andre Salmon 
begrüßt diesen Schritt. Die Beziehungen zwischen 
den jungen Franzosen und dem jungen Spanien sind 
sehr rege. Zahlreiche Katalanier leben, dem Beispiel 
Picassos folgend, in Paris. Picasso, Derain, Friesz 
und Braque sind diejenigen Künstler, von denen die 
Spanier am unmittelbarsten abhängen. A. Salmon 
nennt Barcelona einen der Boulevards der modernen 
Kunst. In den vielen Galerien dieser in jeder Be 
ziehung lebendigsten Stadt des Landes wird vor allem 
die französische Kunst dem Publikum vorgeführt. 
Das MunicipaF Museum hat wichtige Werke des 
jungen Frankreichs erworben. Mitten im Krieg fand 
eine die Hauptwerke dreier Generationen (von Renoir 
bis auf Derain) umfassende Ausstellung französischer 
Malerei statt, der von der Tageszeitung »Publicidad« 
eine zwölfseitige Nummer gewidmet wurde. Der 
Wortführer der neuen Kunstbewegung, M. Jose Ju- 
nay, der Verfasser des ausgezeichnetsten Buches 
»Arte et Artistes«, der Begründer und Mitarbeiter 
zahlreicher Revuen, ein Bewunderer der französischen 
Kunst, findet die Gefolgschaft eines großen Publi 
kums. — Fast alle Katalanier sind Landschafter: 
Die Ausstellung im »Herbstsalon« wird Gelegenheit 
bieten, ihre Werke mit jenen der französischen Künstler 
zu vergleichen, die im französischen Katalanien, in 
Perpignan, Collioures und vor allem in Ceret nach 
ähnlichen Motiven gemalt haben,- wie z. B. Matisse, 
Picasso, Derain, Braque, Friesz und der Japaner 
Foujita. M. F. 
SCHWEIZ. 
Kleine Kunstdironik. 
Eine Ausstellung derBaslerKunsthalle machte 
die gewählte Sammlung eines Basler Kunstfreundes 
der Öffentlichkeit zugänglich. In der Hauptsache 
handelte es sich um die Klassiker des französischen 
Impressionisten, zu denen noch einige französische 
Nachimpressionisten, acht Spätwerke Hodlers, die 
deutschen Impressionisten resp. Expressionisten Co= 
rinth, Pechstein, Jagerspacher und Heckendorf und 
endlich noch eine Anzahl Schweizer Künstler, wie 
Maurice Barraud, Blanchet, hinzutraten. Von Dau = 
m i er war eine prachtvolle Version des Don Quichotte^ 
Motivs zu sehen, von Manet eine altmeisterliche 
Landschaft und das mondäne Porträt der Mlle. De- 
marsy. Eine Landschaft von Pissaro »Sentier du 
village« (1875) gehört der besten Zeit dieses Malers 
an. Sein späteres Werk (1901) ist flauer. EinSisley, 
2 Claude Monets, davon einer sehr früh ganz 
holländisch dunkel. 2 Pastelle von Degas. 4 Ce- 
zannes: der älteste sehr schwarz, wunderbar tonig. 
Ein glühendes Stilleben. Ein flammiges Porträt des 
Freundes Choquet und ein unvollendetes blaues 
Selbstporträt. Von Gauguin: eine Landschaft aus 
der Pont-Aven-Zeit und ein farbig intensives Tahiti 
bild. Van Gogh: ein Frauenkopf von 1887, eine 
(wohl die letzte) Version der »Berceuse« (1889), 
der »Jardin de Daubigny«, und eine kleine Land*- 
Schaft aus der letzten Zeit. Renoir: duftig wie 
Seide, glatt wie Porzellan. Von Forain: ein Theater 
bild, das den Einfluß Degas verrät. Landschaften 
von Derain und Viamink. Picasso: 2 Gemälde 
und 3 Zeichnungen. Sehr früh: »Les deux freres«. 
Aus der letzten Periode: »Arlequin« (1918): all 
meisterlich-klassizistisch, nach Geist und Motiv den 
Frühwerken nahestehend.
	        
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