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Giovanni Giacometti-Ausstellung in der
Kunsthalle Bern. {Katalog mit guten Reproduktionen
und einem Vorwort von A. Loosli.) Die erste Kol»
lektiv» Ausstellung fand vor zehn Jahren in Aarau
statt. Man staunt, wie gleich sich dieser Künstler ge»
blieben ist. Trotzdem wäre es falsch, hier von Stag»
nation zu sprechen. Die letzten Bilder {»Albiga»
gruppe« und »Malojasee«, beide 1919) sind mit der»
selben Frische und Kraft gemalt, wie z. B. das Alpen»
bild des Luganer Museums, Eine Reihe von Zeich»
nungen und Holzschnitten vervollständigen das Bild
dieses Schaffens.
Für das Jahr 1921 isteineinter nationale Kunst
ausstellung im Genfer Wahlgebäude angesagt.
Zürich. R. G.
DIE ARCHE.
Noch einmal: Cezanne und Zola.
I m Klee»Sonderheft des »Ararats« war ein
Gespräch Coquiots mit Zola über Cezanne
veröffentlicht. Als Ergänzung und Verstärk
kung folgt nun ein {bruchstückweise wie»
dergegebener) Dialog zwischen Ambroise
Volfard <dem Verfasser der monumentalen
Cezanne»Monographie) und Zola über
Cezanne, und anschließend einige Stellen
einer Unterredung Vollards mit Cezanne
über Zola. {Eine vollständige Mitteilung
dieser Unterredungen Vollards findet man
in Heft 9/VII der »Weißen Blätter», Paul
Cassirer, Berlin.)
Vollard: Welche Hoffnungen setzten Sie auf
Cezanne?
Zola: Unsere Kameraden waren leicht geneigt, ihn
für einen Verirrten zu halten, ich aber wurde nicht
müde, ihnen zuzurufen: Paul ist das große Malergenie!
Ach, wäre ich nur ein guter Prophet gewesen!
V.: Aber Cezanne war doch ein leidenschaftlicher
Arbeiter, und was noch mehr, er hatte dichterische
Phantasie.
Z.: Mein teurer großer Cezanne besaß den Funken.
War ihm jedoch das Genie eines großen Malers eigen,
das Talent, einer zu werden, hatte er nicht. Er verlor
sich zu sehr in seinen Träumen, in den Träumen, die
ihre Vollendung nicht erlangten. Nach seinen eigenen
Worten gab er sich zu den Illusionen in Pflegschaft.
V.: Besitzen Sie Bilder von Cezanne?
Z.: Ich hatte sie auf dem Lande verstecht: Auf
Mirbeau's Drängen ließ ich sie hierher zurückbringen,
aber ich würde sie nie aufhängen. Mein Haus ist, wie
Sie wohl wissen, ein Haus der Künstler. Sie wissen
auch, wie streng, aber auch wie gerecht sie gegen
einander sind. Ich möchte den Gefährten meiner Jugend
nicht diesen Pairs ausliefern, meinen liebsten Freund.
Die Gemälde von Cezanne sind unter dreifachen Riegel
verschlossen, dort in jenem Schrank vor bösartigen
Blichen geschützt. Verlangen Sie nicht von mir, daß
ich sie hervorhole, es tut mir zu weh, wenn ich daran
denke, was mein Freund hätte werden können, wenn
er nur seine Phantasie zügeln und seine Form aus»
arbeiten gewollt hätte, denn wer als Poet geboren ist,
der muß Arbeiter werden.
V.: Und doch, Meister, an Ihren erprobten Rat»
Schlägen hat es ja nicht gefehlt.
Z,: Ich habe alles getan, um meinen lieben Cezanne
zu galvanisieren. Die Briefe, die ich ihm schrieb, haben
mich dermaßen erschüttert, daß ich sie noch bis zum
letzten Wort im Gedächtnis habe. Auch »L'Oeuvre«
habe ich ihm zu Liebe geschrieben: Das Publikum be»
geisterte sich für dieses Buch, mein Freund blieb gleich»
gültig. Nichts kann ihn mehr aus seinen Träumen
erwecken, er wird sich immer mehr verschließen, fern
vom wirklichen Leben,
Cezanne: Es war kein Zerwürfnis zwischen uns,
ich hörte als erster auf, Zola zu besuchen. Es behagte
mir nicht mehr bei ihm, mit den Teppichen auf dem
Fußboden, der Dienerschaft und dem, der jetzt an
einem Schreibtisch aus geschnitztem Holz arbeitete.
Mir war es schließlich, als machte ich bei einem Minister
einen Besuch. Er ist — entschuldigen Sie, Herr
Vollard — er ist — mit Verlaub zu sagen — ein
schmutziger Bourgeois geworden.
V.: Ich denke, das muß unglaublich anregend ge»
wesen sein, die Begegnungen, die man bei Zola hatte:
Edmond de Goucourt, die Daudets, Flaubert, Guy
de Maupassant und viele andere.
C.: Es kamen schon viel Leute, aber das war so
stumpfsinnig, was man da zu hören bekam. Ich wollte
eines Tages von Baudelaire reden: Dieser Name
interessierte niemand.
V.: Worüber unterhielt man sich denn?
C.: Jeder sprach von der Höhe der Auflage, in der
er sein letztes Buch erscheinen ließ oder sein nächstes
erscheinen zu lassen hoffte,- selbstverständlich wurde
dabei ein bißchen gelogen. Besonders die Damen sollte
man hören. Madame X. sagte stolz und mit einem
geringschätzigen Blich auf Madame Z.: »Wir haben