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es nämlich nicht mehr sein. Unser Feldwebel hat uns geliebt wie
Gott selbst. Er züchtigte und prüfte uns schwer, aber wir sahen
sein Herz voll Güte und Liebe und Worte wie Aas, Mistvieh oder
Scheißkerle waren bezaubernde Musik in unsern Ohren. Und wenn
uns die Seligkeit nicht groß genug war, dann befahlen unsere Vor
gesetzten einen Angriff, und wir durften unser Leben für Gott, den L
König und das Vaterland hingeben. O wie traurig sind wir alle,
daß diese herrliche Zeit ein Ende nehmen mußte! Wie bedauern 4
wir alle das Ende des Krieges!
Welche herrlichen Beispiele wahrer Demut und christlicher
Nächstenliebe konnten wir im Kriege erleben! Als ich z. B. das
Eiserne Kreuz verdient hatte, gab sich mein Leutnant selbst da
für ein, um mir die Unannehmlichkeit einer solchen öffentlichen
Ehrung zu sparen. Eines anderen wunderbaren Zuges von christ
licher Milde mit Tieren muß ich auch noch Erwähnung tun. Als
einmal mein Gespann unser Geschütz aus einem Granattrichter
trotz aller Hiebe nicht heraus bekam, schlug mein Leutnant mit
einem Ochsenziemer auf mich (den Vorreiter) stark ein — und
siehe da — wir kamen aus dem Loch heraus. Der Gütige, Edle
sagte sich richtig: die Tiere sind erbarmungswürdiger als die Mem
sehen, denn die wissen bei Schlägen doch nichts davon, daß Gott
sie liebt — sie kommen auch nicht in das Himmelreich. — Ich bin
heute noch traurig über das Ende des Krieges, obzwar ich jetzt
auch eine wunderschöne Existenz habe.
Allerdings nicht ganz so schön wie mein Bruder, der von
Gott mit dem Verlust seines linken Beines belohnt worden ist und
den ganzen Tag auf der lieben, kalten Wintererde sitzt und dafür
von den Vorübergehenden manchmal ein Geldstück erhält. Er geht
sehr ungern des Abends heim, das Sitzen auf dem harten Pflaster
gefällt ihm zu gut. Aber einen schönen Augenblick hat er vor
dem Lotter des tatenlosen Nachtschlafes doch noch, er betet:
Ich bin arm,
mein Herz ist warm,
darf nichts drin wohnen,
als Plage und Frohnen!
Halleluja, gelobt sei Gott!