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Als in den Jahren 1909/10 in Zürich das Kunsthaus auf
gerichtet wurde, wurde die Frage der bildhauerischen Aus
schmückung mit eben so großer Leidenschaft beredet und
gefördert wie der ganze Bau. Der Plan des Architekten sah
bisher nie gewagte große Reliefs und dreiundzwanzig lebens
große Figuren vor, die nicht als Zierat irgendwie dem Bau
nur aufzusetzen waren, sondern mit den Wänden als Teil von
diesen werden und wachsen mußten. Mit dem Werk hatte
man sich auch für den Künstler zu entscheiden. Carl Burck-
hardt kämpfte um seine durch alle Stadien von einem Rest
von Problematik nicht ganz gelösten schweren Tafeln; andere
Bildhauer wie Haller, Osswald, Hünerwadel brachten mit ihm
aus ihren Werkstätten Figur auf Figur im Modell und stellten
sie im Kunstbaus zur Schau. Mit einem Aufwand von etwas
über hunderttausend Franken, vorwiegend aus Schenkungen,
wurden fünf Reliefs und siebenzehn Figuren ausgeführt. Wie
sie erst einmal oben standen, trugen Zürich und das Kunst
baus sie ohne Beschwerde, mit der Entrückung an die Wand
schienen die Arbeiten aus der großem Distanz alles Aufregende
verloren zu haben. Karl Moser führte die für das Kunstbaus
gebildete Bauhütte in etwas geänderter Zusammensetzung
zu neuen Aufgaben an der Universität.
Man fragt sich nach dem Grunde der Verschlossenheit der
öffentlichen Meinung für Plastik, noch in den ersten drei
Jahrzehnten unseres Jahrhunderts, bei lebhaftester Anteil
nahme für die Erscheinungen auf dem Gebiet der Malerei, wie
Anker, Welti, Buri, Kodier, van Gogh, Munch, Liebermann,
Corinth. Das ausgehende 19. Jahrhundert hatte den farbigen
Schein der Welt, gewissermaßen den Blick durchs Fenster, der