Künstler nennt und als tüchtigen Landschaftsmaler lobt. Das Werk gehört mit aller Wahr-
scheinlichkeit in die mailändische Periode des Cesare da Sesto und dürfte um 1510 anzusetzen
sein. Bernazzanos Mitwirkung, die auch von der neuesten Forschung einstimmig angenommen
wird, u.a. von Berenson (33, S. 124) und von Suida (300, S. 217), verrät sich in der unge-
wohnten Weite und Stofflichkeit des landschaftlichen Hintergrunds, dessen flämischer Ge-
schmack in der lombardischen Malerei der Zeit sonst kein Gegenstück findet. Daher der stili-
stisch nicht ganz ausgeglichene Gegensatz zwischen der reizvollen Ausmalung des Details in
der Landschaft und dem in sich geschlossenen Rhythmus, womit sich im Zentrum die weichen
Gestalten Jesus’ und des Täufers zu einander neigen.
1939 in Mailand auf der Leonardo-Ausstellung gezeigt (353, S. 214).
718 MARIA MIT DEM KIND
Holz 30X 37
Mailand, Museo Poldi Pezzoli, Nr. 664
Die Komposition ist sichtlich von der Heiligen Anna selbdritt Leonardos im Louvre abgeleitet,
allein die Weglassung der Figur der Heiligen Anna benimmt ihr viel von der Ausgewogenheit
und formalen Geschlossenheit der Gruppe Leonardos, von der der jüngere Künstler hier eine
elegante, doch etwas gezierte Neufassung bietet (F. Wittgens, 335, Tafel 37).
A. Venturi (311, IV, VI. Teil, S. 1064) hält das Bild für eine Replik in kleinerem Format
von Cesares Maria selbdritt im Prado, während Suida (300, S. 134 u. 241) glaubt, eine gemein-
same Arbeit Sodomas und Bernazzanos darin erblicken zu dürfen.
1930 an der Ausstellung Italienischer Kunst in London als Nr. 311 gezeigt (345, 8.182).
Bernardino Luini
Lombardischer Meister, der zwischen 1480/90 und 1532 lebte und in der Landschaft
nördlich von Mailand tätig war. Seine künstlerische Entwicklung geht vornehmlich im
engeren Umkreis der spezifisch lombardischen Tradition vor sich, auf der Doppelspur
Foppas und Bramantinos; doch fehlt es auch nicht an Berührungen mit der Kunst
Veneziens, die Antonio Solario vermittelte. Der lkebenswürdige und geruhige Ton der
Jugendwerke, wie er z.B. auf dem Freskenzyklus der Villa Pelucca (jetzt in der Brera)
so reizvoll in Erscheinung tritt, wandelt sich später unter dem Einfluß Leonardos zu
einem bewußten Suchen nach Grazie und einer selbstgefälligen Sentimentalität.
719 DIE MYSTISCHE VERLOBUNG DER HEILIGEN KATHARINA
Holz 54X59
Mailand, Museo Poldi Pezzoli, Nr. 663
Vordem in der Sammlung des Herzogs Litta Visconti Arese in Mailand. Unter den der Spätzeit
des Künstlers zuzuzählenden Werken ragt dies Bild durch die ungewöhnliche Festigkeit und
Sicherheit hervor, womit Luini hier das Vorbild Leonardos interpretiert, abgesehen von der
deutlichen Nachwirkung älterer lokaler Einflüsse, wie sie vor allem in der ruhigen Intimität
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