Bicocca, Pavia bedeuten das wechselnde Kriegsglück der Fürsten und die
Leiden des Landes unter wechselnder Besetzung und Besatzung bis zum Frie-
densschluß von Crespy von 1545 mit dem endgültigen Verzicht des seit 1515
kämpfenden neuen französischen Königs Franz I. Inzwischen war aber auch der
Jetzte Sforza, der zweite Francesco, gestorben und das Herzogtum mit der Ueber-
tragung auf den Sohn Karls V., Philipp, spanisch geworden, Spanisch blieb die
Lombardei bis 1714. Dann wurde sie Österreichisch, und blieb es bis zu einer
nochmaligen französischen Invasion, der Napoleonischen, im Jahr 1796.
Es ist ein langer und schiceksalschwerer Weg von den Horden des Brennus zu
den Bataillonen Napoleons. Der Weg von altgriechischen und etruskischen Ge-
fäßen und Figuren zu den Malereien von Ceruti, Tiepolo, Guardi, ist nicht
kürzer noch weniger befrachtet. Italisch, keltisch, römisch, byzantinisch, ger-
manisch, italienisch, französisch, spanisch, deutsch, stoßen zusammen und
schichten sich in und über einander, Kaisertum, Kirche, Königtum, Feudalwesen,
Bürgerrepublik, Tyrannis, Rechtsstaat, Krieg und Kunst, Gewalt und Geist sind
die Elemente ethnologisch, politisch und kulturell, neben und aus denen eine
Volksgemeinschaft wie die Lombardei durch die Jahrtausende und Jahrhunderte
wird und lebt.
Entscheidend ist, was sie von dem von außen Kommenden annimmt und unver-
ändert aufnimmt, und was sie aus ihrem eingeboren eigenen Wesen bewältigt und
in neue künstlerische Form umschafft. Die Ausstellung ist Antwort auf die
beiden Fragen.
W. Wartmann
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