Sie ist von schlanker elliptischer Form, farblos und leicht irisierend. Zwei Drittel des von
einem Netzwerk umgebenen Gefäßes sind gelb-kobaltblau, die Inschrift unter dem Rand:
BIBE VIVAS MULTIS ANNIS ist smaragdgrün. Die Länge der Stäbchen, welche sie mit
dem Glas verbinden, beträgt 3 mm, im Netzwerk betragen die Abstände 1 em.
Dieses berühmte, von höchst kunstvoll aus dem Glas herausgeschliffenem Netzwerk wie
von einem Spitzenschleier umgebene Glasgefäß (Diatretum), ein Wunderwerk antiker
Technik, ist denjenigen von Straßburg und Wien sehr ähnlich, ebenso der etwas breiteren von
München, während die Vase von Bonn einen breiten Pokal bildet und diejenige von S. Marco
in Venedig, mit figürlichen Darstellungen, Situlaform hat. Die Rothschild-Vase in London
ist durch figürliche Szenen ausgezeichnet, und schließlich ist die jetzt in Varese befindliche
Cagnola-Vase mit Theatermasken und Säulchen zu erwähnen; aber die Mailänder Schale ist
die best erhaltene und die einzige, welche auf wunderbare Weise intakt geblieben ist. Kisa
(159, S. 607, Fig. 224).
46 SAPHIRSCHALE, „THEODEOLINDE-SCHALE“ GENANNT
Durchmesser 8,5, Höhe 6,5
Monza, Schatz der Basilica di S. Giovanni
Die vollständig erhaltene und auf einen reich vergoldeten gotischen Fuß montierte Schale
von 15,5 cm Höhe ist bloß mit zwei rund herumgehenden Linien und einer Schweifung unter
dem Rand geschmückt. Herrliches und seltenes Beispiel römischer Kunst, von Kisa (B. 159,
I, 5.271, Fig. 34) beschrieben, der meint, es handle sich um ein durchsichtiges azurblaues Glas.
Römisch, 4. Jahrhundert n. Chr.
47 RELIEF-BRUCHSTÜCKE DER HOLZTÜRE VON S. AMBROGIO,
Zedernholz 58 X 46
Mailand, Museum von S. Ambrogio
Es handelt sich um zwei ursprünglich getrennte, in Hochrelief geschnitzte Füllungen (wovon
eine links abgebrochen), die zur ursprünglichen Türe der Basilica gehörten. Die dargestellten
Episoden beziehen sich auf das Leben Davids.
Die Flügel der 1750 restaurierten Mitteltüre von S. Ambrogio wurden erstmals von Gold-
schmidt (132) im Jahre 1902 studiert. Dieser kam zur Ueberzeugung, daß es sich im ganzen
genommen um die originalen Flügel handelt, deren Füllungen allerdings bei der Restaurierung
1750 durch die Handwerker überarbeitet, verändert und zum Teil ersetzt wurden.
In diesem Fall wäre die Türe von S.. Ambrogio, wenn auch in schlechtem Zustand und durch
die Restaurierung entstellt, älter als diejenige von Santa Sabina in Rom. Das ausgestellte
Fragment mit zwei kleineren Friesen wurde bei der Ueberarbeitung als nicht restaurierbar
abmontiert und aufbewahrt. Das Problem der Türe von S. Ambrogio wäre nach Reggiori
(267) nur durch eine genaue Untersuchung der einzelnen Teile möglich, die aber durch die
heutigen Rahmen verunmöglicht wird. Es ist wahrscheinlich, daß die Türe schon im 9. Jahr-
hundert einmal restauriert wurde und daß von der ursprünglichen Fassung des 4. Jahrhun-
derts nur die ausgestellten Bruchstücke erhalten sind.
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