die beiden obern Stockwerke zuerst zu besuchen, weil dort die 
Bilder ausgestellt seien und im Erdgeschoß nur die Skizzen. Die 
ausgeführten Bilder sind tatsächlich verhältnismäßig wenig 
zahlreich, aber dicht und prächtig, übervoll von Form, Gestalten 
und Bedeutung. Das Wissen dieses Künstlers ist universal. Er 
lebt im Alten und im Neuen Testament, in der christlichen 
Legende, der orientalischen und griechischen Geschichte und 
Mythologie, und oft in deren abgelegensten Bezirken. Doch alles 
Wissen wird ihm Lebensluft und Figur, 
« J'ai trop souffert, dans ma vie, de cette opinion injuste et 
absurde que je suis trop litte&raire pour un peintre », klagt er 
einem Kunstfreund, der ihn um die Auslegung eines seiner Bil- 
der ersucht hat, «tout ce que je vous &cris sur mon tableau, 
pour vous &tre agreable, ne demande pas ä 6tre explique par 
des paroles; le sens de cette peinture, pour qui sait lire un peu 
dans une creation plastique, est extremement clair et limpide, 
il faut seulement aimer, rever un peu et ne pas se contenter dans 
une ceuvre d’imagination, sous pretexte de simplicite, de clarte, 
de naivete, d’un simple ba, be, bi, bo, bu, ecceurant. » 
So klagt ein Künstler in den Jahren, da der Impressionismus 
wirklich vor allem, und scheinbar nur, den Klang der reinen 
Farbe, ihre Vokale, suchte. Gustave Moreau läßt seine kühnen 
Kompositionen nicht nur mit ihrem Inhalt stets aus einem tiefe- 
ren gefühls- oder gedankenschweren Hintergrund sich lösen, 
auch im einfachen Handwerk des Malens treten sie immer aus 
dem Dunkeln ins Hellere uns entgegen. Er hält es mit den Konso- 
nanten. Damit steht er neben und außer seiner Zeit. Doch nicht, 
in seiner Ueberzeugung, am Ende einer abgelebten Ueberliefe- 
rung, sondern auf der Schwelle einer erst kommenden, neuen 
Kunst. Auf unmittelbare Wirkung nach außen verzichtend, zieht 
er in seine Kunst und Ideenwelt sich zurück und lebt, finanziell 
völlig, in allen übrigen Beziehungen soweit als immer möglich, 
unabhängig, in seinem weiträumigen «Hötel». Der Ernst und 
der Umfang seines künstlerischen Werks, dem keine helfende 
Publizität beschieden war, und das deswegen so gut wie unge- 
teilt in seinem Haus beisammen blieb, sind erstaunlich und tief 
eindrucksvoll. 
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