Volltext: Ausstellung der Werke von William Blake [1757 - 1827]

Die Ausstellung der Werke von William Blake, welche das British Council in Zürich veranstaltet, ist von hervorragender Bedeutung. An erster 
Stelle sei der Verwaltung der Tate Gallery sowie dem erfahrenen Sammler Mr. W. Graham Robertson, die zusammen die meisten der schönsten 
Werke Blakes in ihrem Besitz haben, für ihre großmütige Mitarbeit unser Dank ausgesprochen, wobei die gütige Mitwirkung anderer Besitzer 
auch von großem Wert war. 
Die zwei großen Ausstellungen, die in England in den letzten Jahrzehnten stattfanden, die eine in der Tate Gallery im Jahre 1913 und die andere 
im Burlingtoner «Klub der schönen Künste» im Jahre 1927, waren zwar größer an Umfang; aber nur wenige der Kunstwerke, welche sie aus- 
stellten — ausgenommen diejenigen, die seither von Übersee eintrafen —, sind in der kleineren Auswahl, die jetzt in Zürich gezeigt wird, nicht vor- 
handen. Für diese Mithilfe ist das British Council den Herren Geoffrey Keynes und Archibald Russell von der Auswahlkommission, die beide den 
Werken dieses großen englischen Malers und Dichters soviel Aufmerksamkeit gewidmet haben, tief zu Dank verpflichtet. 
Der Künstler, der vor weniger als hundert Jahren sowohl als Maler wie auch als Dichter fast gänzlich vergessen war, hat während des gegen- 
wärtigen Jahrhunderts eine ständig zunehmende Literatur von Erläuterungen und Kommentaren inspiriert. Hierbei war die französische Mit- 
wirkung besonders wertvoll. Die Worte, mit denen Swinburne die erste Spezialstudie von seinem Werke im Jahre 1866 veröffentlichte, treffen 
heute noch zu: «Ein edleres Andenken ist uns kaum je hinterlassen worden; und es ist nicht um seinetwillen, daß wir wetteifern sollten, ihm Ehre 
Zu erweisen.» ERIC MACLAGAN 
VORWORT DES DIREKTORS DES KUNSTHAUSES 
Verwandtschaft der allgemeinen thematischen Bereiche — die Bücher des Alten und Neuen Ganze, zeigen oft diese ursprünglichen und ungezwungenen Bewegungen, diese schlichte 
Testaments, Dante, Shakespeare, Milton, Cowper, Ossianische Dichtung — gelegentliche Anmut, die nur Natur und Herz eingeben, und nur ein Auge, das von beiden genährt wird, 
Identität in Einzelthemen, Verwandtschaft in schweifender Romantik des Gedanken- und entdecken kann.» 
Gefühlsinhaltes wie in der Formgebung, hat immer wieder verleitet, die zeitweilig auch per- In der Schweiz, wohl eigentlich überhaupt auf dem Kontinent, war bisher nie die Möglich- 
sönlich einander verbundenen Malerdichter, den Zürcher Johann Heinrich Füßli und den keit gegeben, Blake anders zu begegnen als durch das Mittel der Reproduktion, und meist 
Engländer William Blake nebeneinander zu nennen und nebeneinander zu stellen. nur in Schwarz-Weiß. Dem Anblick der farbigen Originale aus den freigebig geöffneten 
Als Freund des bald fünfzig jährigen Blake schreibt der vierundsechzig jährige Füßli im Sammlungen englischer Museen und Kunstfreunde harren die Schweizer Freunde des Halb- 
Jahre 1805 in einem ausführlichen Geleitwort zur Subskriptionseinladung auf das von Blake - Engländers Füßli mit größter Spannung entgegen. Sie ahnen, daß der Jüngere und Ganz- 
illustrierte Gedicht « Das Grab» von William Blaire die Worte: Engländer Blake sich als der Intensivere, Konsequentere, Absolutere wird erweisen können; 
«In einem Zeitalter von gleich großer Raffiniertheit wie Verderbnis der Sitten, da Erziehung daß Füßli, von Verstand und Kritik zurückgehalten, eher «im Angesicht des Heiligtums» 
und Verführung Hand in Hand gehen, die Religion zur bloßen Mode wird, wenn im Drang auf der Schwelle bleibt, wo Blake «im Innern des Tempels» lebt; daß Füßli da und dort 
nach den Vergnügungen des Augenblicks jeder Gedanke an die Zukunft verblaßt und der vielleicht die letzte und unbedingte Hingabe, das vollkommene Einswerden mit dem Geist seiner 
wahre Lebenszweck entschwunden ist: in einer solchen Zeit ist für die Menschheit jede Be- Gesichte vorenthalten ist; daß der künstlerische und geistige Lebenskreis von Blake wohl enger 
mühung ein Gewinn, die dahin geht, den Menschen an sein Schicksal zu erinnern, ihm den und einfacher ist, doch seine Aussage aus größerer Tiefe und innerer Einheit kommt. 
Spiegel vorzuhalten, weniger um seinen Charakter zu verurteilen als um darzustellen, wofür Auf eine Nachricht über die Blake-Ausstellung vom verflossenen Frühjahr in Paris und eine 
alle geboren sind, was für alle Verpflichtung ist, und was allen unausweichlich bevorsteht. — Anfrage beim British Council in Zürich ist dem Zürcher Kunsthaus mit weitherzigem Ent- 
Die Leistung des Künstlers Blake, wenn sie auch nach andern Gesichtspunkten beurteilt werden gegenkommen die Ausstellung für einige Sommerwochen zugesagt worden. Dem British 
muß und sich an einen engern Kreis wendet als das Gedicht, fordert ebenfalls Zustimmung. Council und allen Leihgebern sind Zürich und die Schweiz zu tiefem Dank verpflichtet; dem 
Sie erregt einmal unser Staunen, nicht selten unsere Furcht, wenn wir dem Spiel seiner ihm British Council auch für das Geschenk des Ausstellungskataloges und den beiden Kunst- 
eigenen Einbildungskraft begegnen. Doch welcher Künstler, welcher Sohn der Phantasie, kennern Kathleen Raine und Raymond Mortimer für ihre auf den Nachmittag des 21. Juni 
vermöchte Wildheit mit so viel malerischer Schönheit in sich selbst, so sehr gebändigt durch und einen noch zu bestimmenden Tag gegen den Schluß der Ausstellung hin in Aussicht 
Geschmack, Einfachheit und Sicherheit aus sich zu geben? Die Gruppen, aber auch die ein- gestellten Vorträge über Blake. Die Ausstellung wird vom 20. Juni bis zum Abend des 
zelnen Figuren für sich, abgesehen von der Komposition, und gewürdigt ohne Hinsicht auf das 20. Juli dauern. W. WARTMANN
	        
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