Volltext: Katsushika Hokusai - 1760 - 1849

besonders zur Geltung kommt. Es wird in der Ausstellung 
im ersten Band die Seite mit der scherzhaften Zeichnung 
der Ko-Reinigung zu sehen sein. Das Zeichen für «kind- 
liche Pietät» wird von Jünglingen gefegt und geputzt. 
Wie wir «das Gewissen rein halten», so läßt Hokusais rei- 
zender Einfall die zehn jungen Männer «das Ko rein- 
halten». Das Buch, erfüllt mit den Wunschträumen des 
alternden Malers, wirkt um so ergreifender, als die Ver- 
hältnisse, in denen der Künstler damals lebte, unsäglich 
traurige sind. 
Der Sohn von Hokusais Tochter aus erster Ehe, Hokusai 
war zweimal verheiratet, war ein Taugenichts, der großes 
Unglück über die Familie brachte. Um seinen Enkel vor 
dem Gefängnis zu bewahren, hatte Hokusai Verpflich- 
tungen übernommen, denen er nicht nachkommen konnte. 
Er mußte 1834 flüchten und versteckte sich während mehr 
als fünf Jahren unter dem Namen Miuraya Hachiemon in 
Uraga in der Provinz Sagami. Verlumpt und verlaust, aller 
Mittel entblößt, wohnte er in einem unheizbaren Verschlage. 
In einem Briefe an seinen Verleger bittet der 78jährige 
Greis um ein wenig Geld. Wohl führt er im Briefe an, er 
hätte nur noch einen Rock und friere, aber gleichzeitig 
bittet er um Farben, Pinsel und Papier, um arbeiten zu kön- 
nen, sein Arm sei ungeschwächt. Es folgen dann eine Reihe 
‘interessanter, von Temperament überbordender Anwei- 
sungen für die Ausführung seiner Werke, 
Unter solchen Verhältnissen entsteht das ergreifende 
Ehon Kokyo, in dem er die idealen Gestalten der Geschichte 
wie etwa den jungen Sukemasa verherrlicht, der seinen 
Vater in der Schlacht verlor und auf der Flucht, selbst noch 
in größter Gefahr, mit dem eigenen Blute an den Tempel 
schreibt: «Vater, der du in Sorge um mich in der Hölle den 
Weg verlorst, warte, ich werde dir folgen und dich führen». 
In seinen Lichtgestalten sucht er sein eigenes Schicksal zu 
vergessen. Von Zeit zu Zeit wandert der Alte im geheimen 
die 3o Wegstunden zu Fuß nach Yedo, um dort in den 
Druckereien die Ausführung seiner Arbeiten zu über- 
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