fühlten, daß mit dem Impressionismus, der den Schein der
Wirklichkeit vorzutäuschen trachtete, abgerechnet werden
muß, und wandten sich daher der leidenschaftlicheren Steige-
rung von Inhalt und Form oder aber dem Märchenhaften
zu. Auch der Geist der im verlorenen Kriege tragisch hinter-
gangenen, auf sich selbst vertrauenden Nation begünstigte
diesen Verlauf. Um diese Zeit fühlten die Ungarn am stärk-
sten, wie allein und auf sich selbst verlassen sie in Europa
leben, beschworen also wieder die kennzeichnenden Lebens-
formen der großen Vergangenheit herauf. Die etwas melan-
cholische Ausgelassenheit, mit der der Ungar Leid und Schmerz
der Nation vergessen möchte, das herrschaftlich-vornehme
Landleben und die Betyärenromantik kommen in den ab-
getönten, von lebendigen, weißen Flecken durchzuckten Male-
reien Julius Rudnays zum Ausdruck. Es scheint uns, als
klängen aus seinen Bildern, die Weisen des alten Zigeuners
aus dem Gedicht des großen ungarischen Dichters Michael
Vörösmarty, der da sagt: „...die Welt dreht sich in ihrem
bitteren Saft...‘ Tiefer ungarisch hat noch kein einziger
Maler das Pulsen des fieberkranken Blutes der Nation erfühlt.
Auch Rudnay ist nicht nur Maler wie Munkäcsy, die Seele
der Nation träumt in seinen Werken ihre bedrückenden,
leidenschaftlichen, trotzigen Träume. All dies aber mit den
malerischesten Mitteln, mit dem samtweichen Klingen der
dunklen Farben und dem Irrlichten der weißen Flecke. Nur
in den grün gehaltenen Landschaften scheint seine Phantasie
ein wenig zu ruhen, als erginge sich seine versöhnte Seele auf
dem grünen Rasen der erträumten elyseischen Gefilde des
uralten ungarischen Bodens.
In dem glühenden Rot, dem saftigen Grün, dem Vollblau
und leuchtenden Weiß Josef Kosztaslodert auch eine romantische
Seele, Durch eigene Kraft, von niemandem getrieben, unbehel-
ligt erhob er sich über den Naturalismus empor, und seine
Bilder muten uns an, als wären es die Lieder einer mann-
haften Seele, auf einem Violoncell gespielt. Es bleibt sich
gleich, ob er Landschaften malt oder figürliche Kompositionen,
immer ist es die gleiche, vollblütige Leidenschaft, die in dem
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