12
raffiniertere Harmonien. Er wurde zum Meister des Pastells,
malte eine lange Reihe der interessantesten Frauenbildnisse,
mit gewagten Profilen, dünnen Fingern, mit eckig gebogenen
Armen, herniederhängenden Haarlocken, riesigen Hüten, mit
weichen Pelzen auf den nackten Schultern. Seine Kunst ist
die Synthese einer Zierpflanze, in Paris gezogen, und einer
Feldblume, die heimischem Boden entsproß.
Die Kunst Stephan Csok; entwuchs dem strengen Natu-
ralismus, wie es die ungarischen Maler von Bastien-Lepage
lernten, der sich ganz genau an die Formen der Wirklichkeit
hielt. Csök malte große Kompositionen, bei denen seine
malerische und zeichnerische Begabung vortrefflich zur Gel-
tung kam. Später jedoch ist es ihm weniger an der Form
gelegen, und die Farben sind es, durch die er sich ausdrückt.
Zu Beginn liebte er den kräftigen Akzent: war es doch die
Farbenskala des ungarischen Volkes, die ihm vorschwebte ;
später aber suchte er die feinsten Harmonien : Perlmutter-
graue Töne, hauchdünn und ungemein geistreich auf-
getragen, bezeugen die Sicherheit seines Farbensinnes. Er
malt eine ganze Bilderreihe vom Plattensee und hält in den
abwechslungsreichsten Abstufungen die verschiedenartigste
Farbenpracht des Wassers fest. Hier gibt er keine Formen,
hier kann seine zauberhafte Farbenkultur frei walten.
Die Kunst 7ohann Vaszarys beruht auf ähnlicher Grund-
lage, doch war sein Pinselstrich bereits in der Epoche des
Naturalismus viel entschiedener, selbstbewußter. Während
der Isoliertheit der ersten Weltkrieges erglühte auch seine
Palette, aus dunklen Tönen ruft er brennende Farben her-
vor, seine Bilder sind voll innerer Spannung. Das ist der
glücklichste Zeitraum seiner Malerei: um diese Zeit ist
seine Kunst am tiefgehendsten. Seine unruhige Persönlich-
keit aber, für die es keinen Stillstand gibt, die immer auf
der Suche nach Neuem ist, wurde vom T aumel der modernen
Welt mitgerissen, er wollte nicht zurückbleiben und jagte in
seiner Malerei den mondänen Lebensformen nach. Wieder
ist es die ausdruckvolle Sprache des Impressionismus, mit
der er zu uns spricht, aber zusammengezogen, verdichtet,