Volltext: Moderne Ungarische Kunst 1944

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raffiniertere Harmonien. Er wurde zum Meister des Pastells, 
malte eine lange Reihe der interessantesten Frauenbildnisse, 
mit gewagten Profilen, dünnen Fingern, mit eckig gebogenen 
Armen, herniederhängenden Haarlocken, riesigen Hüten, mit 
weichen Pelzen auf den nackten Schultern. Seine Kunst ist 
die Synthese einer Zierpflanze, in Paris gezogen, und einer 
Feldblume, die heimischem Boden entsproß. 
Die Kunst Stephan Csok; entwuchs dem strengen Natu- 
ralismus, wie es die ungarischen Maler von Bastien-Lepage 
lernten, der sich ganz genau an die Formen der Wirklichkeit 
hielt. Csök malte große Kompositionen, bei denen seine 
malerische und zeichnerische Begabung vortrefflich zur Gel- 
tung kam. Später jedoch ist es ihm weniger an der Form 
gelegen, und die Farben sind es, durch die er sich ausdrückt. 
Zu Beginn liebte er den kräftigen Akzent: war es doch die 
Farbenskala des ungarischen Volkes, die ihm vorschwebte ; 
später aber suchte er die feinsten Harmonien : Perlmutter- 
graue Töne, hauchdünn und ungemein geistreich auf- 
getragen, bezeugen die Sicherheit seines Farbensinnes. Er 
malt eine ganze Bilderreihe vom Plattensee und hält in den 
abwechslungsreichsten Abstufungen die verschiedenartigste 
Farbenpracht des Wassers fest. Hier gibt er keine Formen, 
hier kann seine zauberhafte Farbenkultur frei walten. 
Die Kunst 7ohann Vaszarys beruht auf ähnlicher Grund- 
lage, doch war sein Pinselstrich bereits in der Epoche des 
Naturalismus viel entschiedener, selbstbewußter. Während 
der Isoliertheit der ersten Weltkrieges erglühte auch seine 
Palette, aus dunklen Tönen ruft er brennende Farben her- 
vor, seine Bilder sind voll innerer Spannung. Das ist der 
glücklichste Zeitraum seiner Malerei: um diese Zeit ist 
seine Kunst am tiefgehendsten. Seine unruhige Persönlich- 
keit aber, für die es keinen Stillstand gibt, die immer auf 
der Suche nach Neuem ist, wurde vom T aumel der modernen 
Welt mitgerissen, er wollte nicht zurückbleiben und jagte in 
seiner Malerei den mondänen Lebensformen nach. Wieder 
ist es die ausdruckvolle Sprache des Impressionismus, mit 
der er zu uns spricht, aber zusammengezogen, verdichtet,
	        
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