Im dauernd schwankenden, wechselnden Rahmen der rumä-
nischen Gesellschaft und der materiellen Möglichkeiten, wie sie
das 19. Jahrhundert in unserem Südosten mit sich brachte, fand
die neuere Bildhauerei nur schwer ein ergiebiges, lohnendes Be-
tätigungsfeld, Mit dem ungewöhnlich großzügigen Klassizisten
I. Georgescu (1855-1898) beginnt die Reihe unserer wertvollen
Künstler, die ihrer Umwelt etwas zu sagen hatten, ohne freilich
immer richtig gewürdigt zu werden. Georgescu ist es zu ver-
danken, wenn eıne ganze Reihe repräsentatıver Denkmäler und
Büsten in Gebäuden Bukarests uns nicht peinlich an die schlech-
teste Epoche europäischer Geschmacksverirrungen erinnern.
Denn der Künstler blieb stets maßvoll, bescheiden und sparsam
in der Verwendung der ihm zu Gebote stehenden Mittel.
Der Impressionist Dumitru Paciurea, dem wir einige aus-
gezeichnete Bildnisbüsten verdanken, bezeichnet in der Ent-
wicklung unserer Bildhauerei deutlich die Zeit der im Male-
rischen aufgehenden Plastik, die Epoche Auguste Rodins.
Doch erst Constantin Bräncusi wird zum «Vater» der neuen
Bildhauerei, weit über Rumäniens Grenzen hinaus. Als Bauern-
sohn geht er von den einfachsten Formen und Schnitzereien
der Volkskunst aus, von manchen uralten, heidnischen Elemen-
ten thrakischer Gestaltungen. Er war mit seiner abstrakten und
doch so organisch im Sinnlichen verfangenen Kunst lange vor
Archipenko da und vor Wilhelm Lehmbruck, (was gemerkt sein
will und mancher kritische Deuter modernster Kunst bereits
hervorgehoben hat). Seine europäische Bedeutung ist heute un-
verkennbar. Er vertrat in seiner Kunst die strengste Synthese
der Raumform, als Rodins Finger noch sehr unbekümmert und
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